Predigttext zum Sonntag
Geschichten des Lebens

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Siehst du darum scheel, weil ich so gütig bin?
Matthäus 20, Vers 15 b 

Geschichten erzählen, das brauchen wir. Wenn ich die Geschichten meiner Großmutter erinnere, dann spüre ich Geborgenheit, Zuwendung, eine Ahnung von guten Wegen zum Leben und Ermutigung in schwierigen Entscheidungen. Ich kann in die Geschichten hineingehen, einen Weg in ihnen gehen. Wo keine Geschichten mehr erzählt werden, verarmt unser Leben. In der Bibel lesen wir solche Geschichten, besondere Geschichten. Es gäbe sie nicht, wenn durch die Jahrtausende nicht Menschen weitererzählt hätten, was sie erlebt haben im Blick auf ihren Glauben und ihr Leben.

Matthäus, der Evangelist, tat das auch. Er erzählt, mit seiner eigenen Geschichte verwoben, von dem, was Leben grundlegend verändert: die Begegnung mit Jesus. Es erzählt der Zöllner, den Jesus anspricht und der ihm folgt.
Und was für eine Geschichte! Der Hausherr wirbt Arbeiter an für den Weinberg und wird sich einig mit ihnen über einen Silbergroschen. Noch mehrfach geht er nach Arbeitern suchen – in der dritten, sechsten, neunten und elften Stunde. Und als es am Abend um die Bezahlung geht, gibt es für jeden einen Silbergroschen. Das war der gute Verdienst für einen Tag. So war es verabredet.

Missverstanden fühlen sich jedoch die, die den ganzen Tag in der heißen Sonne hart gearbeitet haben und keine „Erschwerniszulage“ bekommen. Auch der Hausherr versteht die Welt nicht mehr. „Siehst du darum scheel, weil ich so gütig bin?“, fragt er einen, der doch bekommen hat, was verabredet war. Als ökonomischer Leitfaden und zur Führung von Personal scheint die Geschichte, die Jesus seinen Jüngern erzählt, auch nicht zu dienen. Warum also diese Geschichte?

Jesus erzählt sie, weil sie das Reich Gottes, ja Gott selbst, beschreibt mit Güte und Barmherzigkeit – am Ende der Zeiten und in seinen Anfängen mitten unter uns. Alle Beteiligten bekommen, was sie zum Leben brauchen. Das ist das Versprechen unseres Gottes an uns. Schau nicht scheel drein, weil Gott so gütig ist mit allen seinen Menschen. Lassen wir es zu, dass die Barmherzigkeit Gottes uns verwandelt. Dann leuchtet Gottes Reich jetzt schon hier und da unter uns auf und kann in uns wachsen.
So entstehen unsere ganz eigenen Geschichten von und mit Gott. Sie müssen weitererzählt werden, denn es sind ganz besondere Geschichten.

Uta Krusche-Räder, Superintendentin in Pirna | Foto: Foto: privat
Autor:

Online-Redaktion

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