Predigttext zum Sonntag
Es geht um die Wahrheit

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Nun erfahre ich in Wahrheit, dass Gott die Person nicht ansieht; sondern in jedem Volk, wer ihn fürchtet und Recht tut, der ist ihm angenehm.
Apostelgeschichte 10, Verse 34 b und 35 

Beinahe würde es uns Christen nicht geben: Maßgebliche Personen der Jerusalemer Urgemeinde waren strikt gegen die Mission von Nichtjuden. Die Apostelgeschichte (Kapitel 15) erzählt von einem ausgehandelten Kompromiss, großes antikes "Erzählkino" wird geboten, diesen Sinneswandel zu begründen. Gleich zwei miteinander verzahnte Visionen machen endgültig klar: Geht es um "Gottesfurcht und Rechttun", sieht Gott die Volks- und bisherige Religionszugehörigkeit nicht an. Der Weg zu uns hin war damit offen.

Gesagt wird damit aber gerade nicht, was wohl gern gehört würde: alle Religionen seien folglich gleichwertig, meinten ja ohnehin dasselbe, und der einzige noch bleibende Auftrag sei darum allseitige Toleranz. Die Verkündigung fängt hier erst richtig an; sie war von Anfang an weltweit gemeint und bleibt Auftrag der Kirche (Apg 1,8; Mt 28,18b-20).

Ist das nur überholtes Gedankenspiel oder Folklore, wo es doch darum geht, in verordneter Panik das Klima, den Planeten, die Menschheit zu retten und dabei immer mehr Böse auszugrenzen? Andere Religionen sehen es für sich offenkundig nicht so, und auch wir haben unsere Texte bislang nicht religionengerecht bereinigt, Gott sei Dank. Unser Denken im Tiefsten womöglich schon. Dass Glaube mit Wahrheit zu tun hat und sich dagegen sperrt, es könnten auch konträre Dinge gleich wahr, gleich gültig und damit gleich gleichgültig sein, ist ein unmoderner Gedanke, aber vielleicht doch wahr. Dann aber ist zuvorkommendes Beräumen all dessen, was stören könnte, kein Weg, ebensowenig wie das Ersetzen von Inhalten durch moralischen Druck.

Warum sind wir überhaupt Christen? Weil die christliche Mission bis zu uns gelangt ist. Weil ihr Inhalt die Kraft hatte, Jahrtausende zu überdauern und alle Grenzen zu überspringen. Die biblische Botschaft wird gewiss immer Wege finden, Menschen zu erreichen, auch wenn überkommene Strukturen dabei zurückgelassen werden. Gottes Geist wird wehen, "wo er will" (Joh 3,8). Wir können nur darum bitten, dass er auch uns anweht und nicht verlässt. Dass er selbst uns in die Wahrheit führt.

Ulrich Placke, Pfarrer i.R., Weimar

Ulrich Placke, Pfarrer i. R., Weimar | Foto: Foto: privat
Autor:

Online-Redaktion

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