Wort zur Woche
Erst scheußlich, dann Gänsehaut

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Wochenspruch: Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder. Psalm 98,1

„Schon wieder ein neues Lied“, sagt die Sängerin der Kantorei empört, „und dann auch noch auf Englisch! Muss denn das sein?“ Und tatsächlich ist das Einstudieren eines neuen Liedes oft eine mühsame Angelegenheit.

Von Laura Schildmann

Oftmals müssen Hörgewohnheiten überdacht, fremde Klänge als richtig erkannt werden. Das verlangt Konzen-tration und Offenheit, man muss sich darauf einlassen. Wenn das gelingt, ist es umso schöner.

Nach den Konzerten von Faurés Requiem sagte mir eine Sängerin: „Zu Beginn fand ich die Musik so scheußlich! Jetzt bei den Konzerten hatte ich einen Gänsehautmoment nach dem anderen. Das hätte ich nicht erwartet.“
Die Wunder Gottes sind nicht immer sofort zu erkennen. Man muss offen für sie sein, Gewohnheiten auch mal über Bord werfen. Beim Einstudieren der Lieder kann man sich solch eine Offenheit erarbeiten, einen neuen Blickwinkel. Warum soll das nicht auch beim Blick auf Gottes Werke gelingen?

Dinge, die man auf den ersten Blick nicht versteht, neu durchdenken, sich mit ihnen befassen. Im Wochenspruch geht es nicht um Lieder, die man schon seit Kindesbeinen singt. Neue Horizonte soll man sich eröffnen. Mit viel Mühe und Durchhaltevermögen ist das verbunden. Aber dann kann man einen neuen Blick auf Gottes Wunder erhalten.

Zur Wiedereinweihung der Orgel in der Unterkirche Bad Frankenhausen nach ihrer umfangreichen Sanierung hatte unser örtlicher Orgelverein eine Komposition in Auftrag gegeben bei dem bekannten Komponisten Mark Andre. "iv 15 (Himmelfahrt)" heißt das entstandene Stück und der Name ist Programm. Bei der Uraufführung erfüllten ganz neue Klänge das große Kirchenschiff.

Was hat das denn mit der Himmelfahrt zu tun, hätte man sich fragen können. Oder sich einfach einlassen auf diese Klänge … Ich habe bei diesem Konzert einen ganz neuen Blickwinkel erlangt auf ein Wunder Gottes, das mir theoretisch schon seit über 40 Jahren geläufig war – die Himmelfahrt.
In diesem Sinne: „Ein neues Lied; muss das denn sein?“ Ja, unbedingt!

Kantorin, Bad Frankenhausen
Autor:

Online-Redaktion

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