Predigttext
Dankbarkeit gehört dazu

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Einer aber unter ihnen, als er sah, dass er gesund geworden war, kehrte er um und pries Gott mit lauter Stimme.Lukas 17, Vers 15

Du undankbares Kind!“ Dieses Urteil haben viele Ältere noch aus ihrer Kindheit im Ohr. Wenn eine ältere Tante oder die Großmutter eine Zuckerl-Tüte oder ein paar neuer Socken zum Geburtstag überreichte, und man nicht wie gewünscht reagierte, fiel dieser Satz.

Von Joachim Süss

Manchmal sprachen sie nach einer solchen milden Gabe noch eine ähnliche Aufforderung aus: „Jetzt musst du aber dankbar sein!“. Dankbarkeit als ein erzieherisches Mittel, ein Kind gefügig zu machen. Dankbarkeit als ein Instrument der Unterwerfung. All das tönt aus solchen Sätzen heraus. Kein Wunder, wenn manche noch immer einen sachten Unterton von Unmut oder Widerwillen in sich wahrnehmen, sobald das Thema Dankbarkeit aufkommt.

Dankbarkeit ist auch das Thema der Erzählung von den zehn Lepra-kranken, die Jesus im Grenzland zwischen Galiläa und Samaria durch lautes Rufen auf sich aufmerksam machen. Ob sie um Heilung bitten oder um etwas zu essen, erfahren wir nicht. Sie rufen: „Jesus, lieber Meister, erbarme dich unser!“ Jesus reagiert, wie es die Aussätzigenthora vorsieht: Den Priestern sollen sie sich zeigen. Und auf dem Weg dorthin werden sie geheilt.

Einer dieser zehn Männer aber kehrt wieder um. Er geht nicht davon wie seine neun Gefährten. Er fällt vor Jesus nieder und dankt ihm dafür, dass er gesund geworden ist. Ausgerechnet ein Samariter ist das! Also jemand, der unter der jüdischen Bevölkerung der damaligen Zeit als Fremder, als Ausländer gegolten hatte.

Für die neun hat es keine Konsequenzen, dass sie sich bei Jesus nicht bedankt haben. Anders als für die Kinder der Nachkriegszeit, die sich mindestens mit einem schlechten Gewissen herumplagen mussten, wenn sie nach dem Urteil der Erwachsenen „undankbar“ gewesen waren. Diese neun gingen einfach ihrer Wege. Heilung geht also nicht mit einer Verpflichtung zur Dankbarkeit einher. Diese Botschaft Jesu ist klar. Niemand muss ihm dank-bar sein. Der Samariter aber dankt ihm. Sein Dank steigt aus der Tiefe seines Herzens auf. Denn er hat erkannt, dass Gott ihn gesund gemacht hat. Wer wie dieser Samariter erkennt, dass er durch die Begegnung mit Jesus heil und ganz geworden ist, kann gar nicht mehr anders, als zu ihm umzukehren und „Danke“ zu sagen.

Joachim Süss, Pfarrer im Pfarrbereich Schloßvippach-Udestedt | Foto:  J. Süss
Autor:

Online-Redaktion

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