Siegfried Lenz »Deutschstunde«: Die Neuverfilmung übersetzt den Klassiker in eine starke Bildsprache
Drama von Pflichterfüllung und Verantwortung

»Deutschstunde« (Regie: Christian Schwochow) ist aktuell in den Kinos zu sehen.
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Siegfried Lenz’ berühmter Roman »Deutschstunde«, ist schon einmal 1971 verfilmt worden. Was hat Regisseur Christian Schwochow dazu bewogen, es nach 48 Jahren noch einmal zu wagen?
Der Film fokussiert sich ganz auf das universelle Drama von untertäniger Pflichterfüllung und individueller Verantwortung. Damit bietet er bei aller detailgenauen, düsteren Zeit- und Milieubeschreibung eine politisch höchst aktuelle Interpretation. Festgemacht wird sie besonders an den Beziehungen dreier Menschen zueinander: dem Maler Max Ludwig Nansen (Tobias Moretti), seinem Freund, dem Polizisten Jens Ole Jepsen (Ulrich Noethen) und dessen 11-jährigem Sohn Siggi (Levi Eisenblätter). Siggi möchte von beiden geliebt und anerkannt werden, wird aber durch ihre gegensätzlichen Haltungen psychisch völlig zerrissen. Denn es ist die Zeit zwischen dem Zweiten Weltkrieg und den schwierigen Jahren danach.
Zu Filmbeginn – in der neuen Ära mit den aber gleichen Menschen – erleben wir den nun 19-Jährigen. Nicht mehr daheim in seinem kleinen norddeutschen Küstendorf, sondern auf der Schulbank einer Strafanstalt. Prätentiös, mit langer Kameraeinstellung, malt der dortige Lehrer das Aufsatzthema seiner Deutschstunde an die Tafel: Die Freuden der Pflicht. Nach anfänglicher Schreibblockade erinnert sich der erwachsene Siggi an seine Kindheit. Wie sein Vater verlangte, er solle den Maler und Patenonkel beobachten. Denn aus der Hauptstadt kam ein Brief. Mit dem Befehl des Malverbots für den entarteten Künstler Nansen. »Brauchbare Menschen müssen sich fügen. Aus dir machen wir was Brauchbares, mein Junge«, meint der Pflichttreue, nachdem er seinen Sohn den Schlagstock hat spüren lassen. Siggi hatte dem Maler beim Malen geholfen. Er wird ihm auch weiterhin helfen. Indem er dessen Bilder heimlich entwendet und in Sicherheit bringt. Selbst als sein Vater aus dem Internierungslager zurückkommt und mit neuen Epauletten den alten Polizeiposten übernimmt. Beklemmend die Szene, in der Siggi sich an ein nun öffentlich ausgestelltes Bild hängt und es vor der vermeintlichen Konfiszierung bewahren will.
Regisseur Christian Schwochow und Drehbuchautorin Heide Schwochow beschreiben ihre zwiespältigen Charaktere, allen voran das Dreierensemble, mit sensiblen, aber kräftigen Strichen. Aber auch die weiteren Figuren befördern mit ihrem grandios angelegten Profil und Spiel das Gefühl einer den ganzen Film durchziehenden inneren Spannung. Getragen wird sie indes vom Vermögen, Siegfried Lenz´ poetische Sprache in eine ungemein assoziative, starke Bildsprache zu übersetzen.
Eleonore Sladeck

Autor:

Online-Redaktion

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