Musikgeschichte
Der Erfinder der Melodramen

Foto: pixabay.com/de

Georg Anton Benda wurde im heutigen Tschechien geboren und zählt zu den wichtigsten Mitgliedern einer weitverzweigten böhmischen Musikerdynastie. Er galt als Erfinder der Melodramen und komponierte beachtliche Opern, Singspiele, Kantaten, Lieder und Instrumentalmusik.

Von Andreas Rockstroh

Benda stammte aus einer Musikerfamilie, die in Alt-Benatky ansässig war. Dort wurde er am 30. Juni 1722 geboren. 1735 studierte er im Piaristenkollegium und die Jahre von 1739 bis 1742 verbrachte er im Jesuitenkollegium, wo er auch etwas Musikunterricht erhielt. Dennoch blieb der hochbegabte Benda Autodidakt und eignete sich selbst die musikalischen Strömungen seiner Zeit an. Danach verließ die Familie ihre Heimat und zog nach Potsdam, wo sein ältester Bruder Franz Konzertmeister der preußischen Hofkapelle von Friedrich II wurde.

Hier nahm Georg Anton Benda als guter Cembalist und Violinist regen Anteil am Musikleben des aufgeklärten Hofes des Königs, was ihn dazu bewog, Protestant und Freimaurer zu werden.

1750 bekam Benda, nach dem Tod von Gottfried Heinrich Stölzel, einem renommierten Vertreter der Barockmusik, die attraktive Kapellmeisterstelle am Hof von Sachsen-Gotha zugesprochen. Weil er dort kaum Anregungen für seine musikdramatischen Kompositionen fand, ging er 1765 auf eine Italienreise und studierte dort die Werke der bekanntesten Komponisten.

Nach seiner Rückkehr erhielt er 1770 den Posten des Kapelldirektors und komponierte zahlreiche Melodramen, Opern und Singspiele, wozu ihn die 1774 eingetroffene Seylersche Theatergesellschaft an der Gothaer Schlossbühne inspirierte. Hier führte Benda Ariadne auf Naxos und Medea, sowie viele Singspiele, wie das abwechslungsreiche, volkstümliche und lustige Singspiel "Der Jahrmarkt" erfolgreich auf. Ebenso bekannt und berühmt wurden "Romeo und Julie", "Der Holzhauer" und viele andere Werke. Ebenso schrieb Benda für die Schlosskirche Vokalmusik, wie Motetten, Messen, Kantaten und Oratorien. Am Hof erklangen Konzerte für diverse Instrumente, wie die berühmten Cembalo-Konzerte. Vor allem seine Bühnenwerke erfreuten sich allgemeiner Beliebtheit. Sie wurden auch in Wien und Paris sowie anderen europäischen Metropolen aufgeführt.

Aufgrund von Streitereien mit dem Kapellmeister der Seylerschen Theatergruppe gab Benda 1778 seine Anstellung in Gotha auf und lebte fortan als freischaffender Komponist in verschiedenen Städten. Doch der vom Erfolg verwöhnte Benda kehrte schon 1779 nach Gotha zurück, wo er eine lebenslange Pension erhielt und das Komponieren fast völlig aufgab. Danach lebte er zurückgezogen in Ohrdruf, Ronneburg und zuletzt in Köstritz, wo er am 6. November 1795 verstarb.

Wolfgang Amadeus Mozart galt als ein großer Verehrer von Bendas fortschrittlichen Bühnen-Kompositionen. Am 12. November 1778 schrieb er an seinen Vater folgendes Urteil über den heute eher unbekannten Meister: "… was ich gesehen, war Medea von Benda; er hat noch eine gemacht, Ariadne auf Naxos, beyde wahrhaft – fürtreflich; sie wissen, das B e n d a unter den lutherischen kapellmeistern immer mein liebling war; ich liebe die zwey werke so, daß ich sie bey mir führe …"

So ist der Einfluss Bendas auf Mozarts Singspiele, wie beispielsweise "Die Entführung aus dem Serail", und seine frühen Opern von herausragender Bedeutung.

Auch unter Bendas Kirchenmusik finden sich Perlen, wie die Kantate zum Erntedankfest "Du öffnest deine Hand" oder die prachtvolle Chor- und Instrumentalbesetzung zum Text "Ich will dir danken Herr unter den Völkern", die auch heute noch für Aufführungen lohnenswert sind. Ebenso sind Bendas Sonatinen und Sonaten für Tasteninstrumente gut für den Unterricht und Konzert nutzbar. Bleibt zu wünschen, dass der Komponist wieder neu in das Blickfeld der musikalischen Öffentlichkeit gerät.

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Online-Redaktion

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