Kulturstiftungen fehlt Geld für Reparaturen
Denkmalpflege mit Absperrgittern
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Thüringens Kulturstiftungen sind unterfinanziert. Abseits zweckgebundener Sonderinvestitionen fehlt es am Nötigsten. Schon Reparaturen im fünfstelligen Bereich können nicht mehr ausgeführt werden. Und zusätzliches Geld kann das Land nicht geben.
Von Matthias Thüsing
Im Hof von Schloss Friedenstein heben High-Tech-Pressen das Gebäude über den Arkadengängen Millimeter für Millimeter an. Nach rund 370 Jahren brauchen die 54 Sandsteinsäulen dringend eine Sanierung. Auch in den oberen Stockwerken wird hinter Wandvertäfelungen, in Zwischendecken und unter Böden geschaut. Bis 2031 sollen neben den Arkaden vor allem der Westflügel mit Turm bei laufendem Betrieb umfassend saniert werden. Dafür stehen 110 Millionen Euro Fördermittel von Bund und Land bereit - zweckgebunden.
Nur wenige hundert Meter entfernt herrscht Ruhe - keine Handwerker, keine Maschinen. Im Park des Schlosses sichern drei verzinkte Absperrgitter notdürftig das Geländer einer kleinen Brücke über den Leinakanal. Eine Prüfung ergab erheblichen Sanierungsbedarf, wie die Stiftung Schlösser und Gärten als Eigentümerin mitteilte. Es wurde lediglich eine behelfsmäßige Absperrung errichtet - denn: „Derzeit stehen keine Mittel zur Verfügung.“ Für die Brückensanierung wäre ein mittlerer fünfstelliger Betrag nötig. Auch im Park Altenstein und am Schlosshang der Heidecksburg fehlen insgesamt etwa 150.000 Euro für die Reparatur von unvorhergesehenen Schäden.
Im nahegelegenen Weimar kämpft die Stiftung Weimarer Klassik - abseits der jüngst vom Bund zusammengestrichenen Finanzierung der Sanierung des Goethehauses - mit ähnlichen Problemen. „Der Bauunterhaltstitel wurde zwar leicht erhöht, reicht aber nicht für Notreparaturen, Pflege und Abbau des Sanierungsstaus“, erklärte ein Sprecher dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Stiftung versuche, dringende Maßnahmen durch Priorisierung gestaffelt abzuarbeiten. Havarien an teuren technischen Anlagen führten jedoch zunehmend zur Verschiebung anderer Arbeiten an der Bausubstanz.
Vor allem die deutlich gestiegenen Pflege- und Erhaltungskosten in den historischen Parks belasten die Budgets von Klassik- und Schlösserstiftung. Hier trifft der Klimawandel auf vielfach im 19. Jahrhundert gepflanzte Bäume, die ohnehin kurz vor dem Ende ihrer natürlichen Lebensspanne stehen. Das Problem ist der Landesregierung bekannt, eine Lösung ist nicht in Sicht. „Die verfügbaren Haushaltsmittel des Landes sind begrenzt“, teilte das Thüringer Kulturministerium mit. Eine Ausweitung der Unterstützung über die derzeitige Finanzierung sei leider nicht möglich.
Ende November klang es noch anders: In lilafarbenes Licht getaucht präsentierten CDU, BSW und SPD ihren Koalitionsvertrag und inszenierten sich auch kulturpolitisch als Macher. Die Finanzierung der Klassik Stiftung solle dauerhaft gesichert, die Residenzkultur gestärkt und weitere historische Immobilien von der Schlösserstiftung übernommen werden. Stiftung Friedenstein und Wartburg-Stiftung sollen zur „nationalen Bedeutung“ weiterentwickelt werden.
Die Realität sieht anders aus: „Aufgrund der notwendigen Priorisierung und Behebung von Schäden und Havarien müssen immer wieder Maßnahmen verschoben werden, um die Notsicherungen und zwingenden Maßnahmen finanzieren zu können“, teilt die Klassik Stiftung mit.
Auch weil Ministerpräsident Mario Voigt (CDU) den Fokus auf Wirtschaftsförderung und Kommunalfinanzen legt, fehlt Geld für Thüringens historisches Erbe. Das sei nicht neu, sagt ein ehemaliger Unionsabgeordneter: „Die Stiftungen waren schon unter Vorgängerregierungen unterfinanziert.“ Etatansätze für die Landesstiftungen wurden regelmäßig gekürzt, um Sonderwünsche zu finanzieren - wohl auch 2026. Die Linke etwa will ein drittes beitragsfreies Kita-Jahr, die Haushaltslage gilt als desaströs.
Im Kulturministerium von Minister Christian Tischner (CDU) werden diese Befürchtungen durchaus geteilt. Zwar dürfe es über die genaue Verteilung seiner Mittel selbst entscheiden. Doch Finanzministerin Katja Wolf (BSW) hat eine viel zu knappe Obergrenze festgesetzt. „Damit können wir nicht einmal das bezahlen, was wir von Gesetz wegen müssten“, sagte ein Sprecher.
epd
Autor:Online-Redaktion |
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