Blickwechsel
Westpapua: Helfen, bevor es zu spät ist

Eine Gruppe um Leonard Imbiri (re.) aus dem indonesischen Papua Neuguinea machen auf einer Veranstaltung im Rahmen der Vollversammlung des Oekumenischen Rats der Kirchen am 05.09.2022 in Karlsruhe auf die Menschenrechtsverletzungen in ihrem Land aufmerksam.  | Foto: epd-bild/Thomas Lohnes
  • Eine Gruppe um Leonard Imbiri (re.) aus dem indonesischen Papua Neuguinea machen auf einer Veranstaltung im Rahmen der Vollversammlung des Oekumenischen Rats der Kirchen am 05.09.2022 in Karlsruhe auf die Menschenrechtsverletzungen in ihrem Land aufmerksam.
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Eine Delegation der evangelischen Kirche in Westpapua berichtete vergangene Woche beim ÖRK-Treffen in Karlsruhe über die schweren Menschenrechtsverletzungen in ihrem Land: Es ging um Folter, Mord und Vertreibung der indigenen Bevölkerung durch indonesische Polizei und Militär, um den rücksichtslosen Raubbau an der Natur.

Von Stephan Cezanne

Für die 16 Vertreter der mehr als 620 000 Mitglieder zählenden Evangelischen Kirche im Lande Papua (GKI) bot der Auftritt vor Kirchenvertretern und der Öffentlichkeit eine große Chance. «Das hilft uns, unsere Anliegen vorzubringen und ihnen Gehör zu verschaffen», betont Kirchenpräsident Andrikus Mofu.
Seit fast sechs Jahrzehnten unterdrücke die indonesische Zentralregierung in der Hauptstadt Jakarta die nach Autonomie strebende Region Westpapua mit brutaler Gewalt. Die reichen Bodenschätze der früheren niederländischen Kolonie auf dem Westteil der Pazifikinsel Neuguinea würden ausgeraubt und der tropische Regenwald abgeholzt, so Mofu.

Dabei gingen die indonesischen Sicherheitskräfte oft mit roher Gewalt gegen die einheimische Zivilbevölkerung vor – auch aus rassistischen Gründen. Seit der Annexion Papuas im Jahr 1969 durch Indonesien seien rund 5000 Menschen getötet und viele Tausend gefoltert und vertrieben worden, ergänzt Leonard Imbiri von der Kirchenleitung. «Wenn das so weitergeht, wird es keine Zukunft für Westpapua geben», sagt er.

Kirchenpräsident Mofu beklagt zudem, dass die indonesische Regierung durch das Umsiedeln von Menschen von anderen Inseln eine Islamisierung des südpazifischen Raumes forciere. Dadurch werde die mehrheitlich christliche Bevölkerung Papuas immer mehr verdrängt.

Die evangelische Kirche sei die einzige Institution, der die Menschen in Papua vertrauten. «Sie verlieren die Hoffnung. Wir versuchen, ihnen eine Stimme zu geben und Druck auf die Regierung auszuüben», sagt Mofu. Zwei deutsche christliche Missionare hatten Mitte des 19. Jahrhunderts den christlichen Glauben auf die mehr als 10 000 Kilometer entfernte Pazifikinsel gebracht.

Mutig stärkt die Kirche in Papua den Menschen den Rücken, auch auf die Gefahr hin, mit der Regierungsmacht in Konflikt zu geraten. So werden Menschenrechtsverletzungen in einem eigenen Büro am Sitz der Kirche in der Hauptstadt Jajapura dokumentiert und Rechtsanwälte vermittelt, sagt die Leiterin des Menschenrechtsbüros, Dora Balubun.

Zudem versorgt die Kirche die Menschen medizinisch, die aus ihren Dörfern vertrieben wurden, damit dort wertvolle Erze abgebaut oder Tropenholz geschlagen werden kann. Auch bei der schulischen oder beruflichen Ausbildung von jungen Menschen hilft die Kirche. «Die unterdrückten Menschen in Papua brauchen dringend internationale Unterstützung», appelliert Norman Voß von der Organisation Human Rights Monitor. Menschenrechtsbeobachter der UN oder internationale Journalisten erhielten keinen Zugang nach Papua.

Aus wirtschaftlichen und geostrategischen Gründen hielten sich die USA, Deutschland und andere westliche Staaten mit ihrer Hilfe zurück, kritisiert Voß. Die Kirchengemeinschaft solle etwa über Partnerschaften ihre Kontakte nach Papua verstärken.

(epd)

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Online-Redaktion

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