US-Präsident und Bischöfe
Ringen um Glauben

Foto: Adam Schultz/whitehouse.gov/commons.wikimedia.org
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Der Konflikt von US-Präsident Joe Biden mit den konservativen katholischen Bischöfen seines Landes steht nach Einschätzung des Theologen Massimo Faggioli in den kommenden Wochen vor wichtigen Weichenstellungen. Am 29. Oktober werde Biden erstmals mit Papst Franziskus zusammentreffen, sagte Faggioli Mitte des Monats. Zudem werde eine Entscheidung der US-Bischofskonferenz in der Frage erwartet, ob Biden wegen seiner liberalen Haltung zu Abtreibungen der Empfang der Eucharistie verweigert wird.
Faggioli bezeichnete den Vorgang, der eine Form des Ausschlusses von Biden aus der katholischen Kirche wäre, als äußerst ungewöhnlich. Traditionell entscheide alleine der Papst, wenn es in solchen Fragen um ein Staatsoberhaupt oder einen Regierungschef gehe, betonte der Religionswissenschaftler von der Universität Villanova (Pennsylvania). Der Konflikt sei ein Beispiel für das problematische Verhältnis zwischen Franziskus und der konservativen Mehrheit im US-Episkopat. Diese unterstütze die Politik der Republikaner.

Einige US-Bischöfe hatten den Präsidenten zuletzt offen kritisiert. So forderte der Vorsitzende des Lebensschutz-Ausschusses der US-Bischofskonferenz, Erzbischof Joseph Naumann, Biden auf, sich in der Abtreibungsfrage wie ein gläubiger Katholik zu verhalten. Das Präsidialdekret, das die Aufhebung des Finanzierungsstopps von Abtreibungen aus Steuergeldern festlegt, sei "wirklich traurig", so der Erzbischof aus Kansas City. Die Biden-Regierung sei "in der Hand von Abtreibungsextremisten". Biden "sollte seinen Glauben in sein Gewissen und seine Entscheidungen einfließen lassen und nicht das Programm seiner Partei". Biden selbst hat wiederholt seine Unterstützung für das Grundsatzurteil "Joe vs. Wade" bekundet, das 1973 Abtreibungen zur Privat-angelegenheit erklärte. Erst vor Kurzem hatte er im Zusammenhang mit dem neuen restriktiven texanischen Abtreibungsgesetz erklärt, seine Regierung werde sich "zutiefst" für die Abtreibung als verfassungsmäßiges Recht einsetzen.

Laut dem Theologen Faggioli hat der konservative Katholizismus bei Bischöfen, Priestern und Theologiestudenten in den USA einen starken Rückhalt, weil es die liberalen Kräfte vernachlässigt hätten, in der Hierarchie für ihre Positionen Rückhalt zu gewinnen. Wie sich diese Machtverhältnisse nach einem Ausscheiden von gemäßigten Kräften wie Biden aus Spitzenpositionen in Politik und Gesellschaft weiter entwickele, sei ungewiss. (kna)

Autor:

Mirjam Petermann

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