Jugend und Kirche
Wie eine große Familie

Foto:  epd-bild/Jens Schulze

Experiment: Die Idee ist schon fünf Jahre alt. Die frühere Pröpstin Kristina Kühnbaum-Schmidt, heute Bischöfin der Nordkirche, regte damals – nach dem Vorbild der Hannoverschen Landeskirche – eine Jugendsynode in der EKM an.

Von Willi Wild

Zweimal musste der Termin schon wegen Corona verschoben werden. Beim dritten Anlauf soll es jetzt in Naumburg klappen. Der Tagungsort in einem Jugend- und Sporthotel wurde wegen seiner Größe gewählt, so Synoden-Präses Dieter Lomberg. Neben den 80 Synodalen werden etwa 60 Jugendliche zwischen 14 und 27 Jahren aus den Kirchenkreisen erwartet.

Die Jugendsynode ist in die Frühjahrssynode eingebettet. Von Mittwoch bis Freitagmittag ist der Ablauf wie gewohnt. Am Nachmittag startet die Jugendsynode mit einem Gottesdienst. Danach gibt es ein Impulsreferat der Religionspädagogin Jutta Teubert zum Miteinander der Generationen. Im Anschluss daran sind zwölf Arbeitsgruppen geplant, die paritätisch mit Synodalen und Jugendlichen besetzt werden. Die Ergebnisse sollen am Sonnabend im Plenum präsentiert und diskutiert werden. Anträge, Anregungen und Forderungen aus den Workshops finden dann abschließend den Weg in die Landessynode, wo sie verabschiedet und möglicherweise als Prüf- oder Arbeitsaufträge an die Landeskirche weitergeleitet werden.

Präses Lomberg leitet eine Arbeitsgruppe zur Partizipation. „Dabei wollen wir darüber sprechen, wie wir uns in der Kirche einbringen und dabei gut miteinander umgehen können.“ Alle Workshops sollen das Thema „Generationengerechte Kirche“ von verschiedenen Perspektiven beleuchten, erklärt Landesjugendpfarrer Peter Herrfurth. „Wir reden nicht übereinander, sondern miteinander.“ Die Themen heißen: „Kann Kirche Öko? Logisch!“, „Von wem ich Glauben lerne …“, „Gottesdienst cool oder kalt?“, „Wie digital wollen wir sein?“ oder „Kirche braucht Musik. Welche?“.

Erfahrungswerte gibt es aus anderen Landeskirchen. In der rheinischen Kirche waren die Ergebnisse ziemlich konkret: In einigen Kirchenkreisen sollte ein Modell zu mehr Beteiligung junger Menschen an kirchlichen Entscheidungen und Strukturen erprobt werden. Zudem wurde die Kirchenleitung darauf verpflichtet, bei Beschlüssen die Auswirkungen auf junge Menschen zu dokumentieren. Die Mitwirkung der Jugend sollte zudem nicht an eine Mitgliedschaft im Gemeindekirchenrat gekoppelt sein, so eine Forderung. Prinzipiell konnte man sich darauf verständigen, dass die Stimme der Jugend mehr Gewicht bekommen sollte.

Erwartungen würden bewusst nicht zu hoch angesetzt, so Peter Herrfurth. Es sei zunächst ein Versuch, miteinander zu sprechen, sich wahrzunehmen und zuzuhören. Es gehe nicht um fertige Antworten, ergänzt Präses Lomberg, sondern die Überlegung, wie man eine generationsübergreifende Kirche schaffen könne, „im Sinne einer großen Familie“. Hochschulpfarrerin Angela Kunze-Beiküfner erwartet ein Aha-Erlebnis. Die Vorsitzende des Synoden-Ausschusses Kinder, Familie und Bildung fände es toll, wenn aus der Begegnung eine Tradition werden könnte. Religiöse Erfahrungen von Jugendlichen unterschieden sich von denen der älteren Gemeindeglieder. Vieles sei nicht so abgegrenzt. Beispielsweise werde das Thema „Wissenschaft und Glauben“ bei jungen Menschen nicht als Gegensatz empfunden.

Henriette Barth war schon bei den ersten Überlegungen 2017 als Jugendsynodale dabei. Die Software-Entwicklerin aus dem Kirchenkreis Bad Liebenwerda ist froh, dass es jetzt endlich zu der lange vorbereiteten Jugendsynode kommt. Es sei wichtig und an der Zeit, dass die kirchenaffinen jungen Menschen aus den Gemeinden mit den Synodalen in Kontakt kommen. Um Strategien zu entwickeln, dass die jüngere Generation den Anschluss nicht verliert. Peter Herrfurth hofft auf Beschlussvorlagen, die in klare Aufträge münden, und auf Impulse, die in die Kirchenkreise zurückgespiegelt werden. „Wir wollen eine attraktive Kirche für alle Altersgruppen werden“, formuliert Präses Lomberg das Ziel.

„Chaos können wir ausschließen“, meint Henriette Barth. „Wir sind gut vorbereitet. Alles kann man natürlich nicht planen. Aber ich bin mir sicher, dass es eine bunte und schöne Veranstaltung wird.“

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Online-Redaktion

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