500 Jahre Gesangbuch
Tradition und Moderne

Liedauswahl: 150-köpfige Gesangbuch-Kommission will bis 2030 ein neues Liederbuch vorstellen – digitale Datenbank geplant

Von Susanne Borée

Vor 500 Jahren entstand das erste Evangelische Gesangbuch: Zum Jahreswechsel 1523/24 kam eine erste kleine Liedsammlung der Reformation heraus. Anstoß dazu war jedoch zunächst nicht die Idee, einen allgemeinen Gemeindegesang zu schaffen, damit wohlklingende „Antworten auf das Wort Gottes“ zum Himmel steigen konnten. Nein, das entwickelte sich erst danach, so die Autoren des Sammelbandes „Singt dem Herrn ein neues Lied: 500 Jahre Evangelisches Gesangbuch“.

Durch den Gesang konnte die Botschaft der Reformation noch einmal weitere Verbreitung finden. In einem „Achtliederdruck“ schuf der Nürnberger Drucker Jobst Gutknecht eine erste kleine Sammlung. 1524 folgten erweiterte Liedsammlungen als Drucke in Erfurt und dann auch Wittenberg: In dem „Geystliche gesangk Buchleyn“ waren es dann schon 32 Werke, darunter 24 von Luther. In einem programmatischen Vorwort betonte der Reformator dort die Bedeutung des Gesangs zur Verbreitung des Gotteswortes und zum Gotteslob.

Seitdem fanden rund 30 000 Lieder Eingang in deutschsprachige evangelische Gesangbücher. Anfänglich hatte jedes Territorium seine eigene Sammlung. Derzeit beschäftigt sich eine Kommission damit, ein neues allgemeines Gesangbuch herauszubringen – nachdem die letzte Ausgabe 30 Jahre zurückliegt.

Seit Anfang 2020 wird getagt. Jede Landeskirche konnte drei bis fünf Mitglieder entsenden. Sie sollen in ihrer Zusammensetzung möglichst dem Querschnitt der Kirchenmitglieder entsprechen. Hinzu kommen weitere Experten aus den entsprechenden Fachverbänden: etwa aus der Posaunenarbeit oder der Popularmusik, der Kinder- oder Jugendarbeit – insgesamt 150 Mitglieder.

Traditionelle Lieder werden in einem neuen Gesangbuch weiterhin breiten Raum einnehmen. Die bildreiche und einfühlsame Sprache beispielsweise eines Paul Gerhardt, August Hermann Francke oder Gerhard Tersteegen dürfen nicht fehlen. Alle Liedepochen sollen dort vertreten sein – in ökumenischer Weite ebenso wie beim Blick auf regionale Besonderheiten.

Die größte Neuerung des neuen Gesangbuchs ist eine digitale Datenbank mit bis zu 2500 offiziellen Liedern. Wahrscheinlich wird sie in Form einer App angeboten. Ein Fünftel davon soll wie bisher in einem gedruckten Buch zugänglich sein. Die genaue Verknüpfung zwischen beiden Vermittlungsformen ist da noch in der Diskussion. Und wann soll das alles fertig sein? 2030, so lautet die derzeitige Prognose.

Schilling, Johannes; Bauer, Brinja: Singt dem Herrn ein neues Lied: 500 Jahre Evangelisches Gesangbuch, Evangelische Verlagsanstalt 2023, 296 S., ISBN 978-3-374-07415-0; 25,00 Euro.

Das 500-jährige Jubiläum des Evangelischen Gesangbuchs nehmen wir zum Anlass, eine Serie  zu starten. Kirchenmusiker aus der EKM, der Landeskirche Anhalts und der Landeskirche Sachsens werden einmal im Monat das jeweilige Wochenlied vorstellen.

Unsere Serie: 

Folge 1: 

500 Jahre Gesangbuch: Ein europäisches Lied
Autor:

Online-Redaktion

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