Friedenstreck-Tagebuch
Dobry den - Guten Tag!

- Ein kleiner geflügelter Gast gestellt sich zum Treck.
- Foto: Donatha Castell
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Nach einem Monat der Glockenreise mit Start in Brück am am 6. Mai haben die Pferde nun schon mehr als 700 Kilometer zurückgelegt und hatten über das Pfingstwochenende Zeit sich zu erholen - wie auch die Menschen. Angekommen ist unser Treck mittlerweile an der Grenze zu Österreich.
Von Donatha Castell
Gerade die Fahrt durch Tschechien hat uns neue Einblicke und Erlebnisse geschenkt: Im Vergleich mit deutschen Straßen geht es rücksichtsvoll und gemächlich zu - abgesehen von der Ungeduld hinter uns. Unsere Strecke über Jöhstadt, Podboransky Rohozec (so klein, aber so pferdefreundlich), Rakovnik, Drahenice (bester Ruhetag!) Pisek und Vraz hat uns nun nach Nové Hardy geführt: wenige Meter weiter beginnt Österreich.
Da wir leider der Sprache nicht mächtig sind, konnten uns nur Übersetzungsprogramme und freundliches Lächeln, Gesten und eben unsere Pferde ins Gespräch bringen. So viel Interesse und bewegende Situationen!
Drei Frauen dreier Generationen stehen am Straßenrand, gelockt vom Glockenklang - die beiden Jüngeren erklären der Großmutter, was da gerade vorüberzieht und sie bricht in Tränen aus, kann sich gar nicht fassen ...

- Ein kleiner geflügelter Gast gestellt sich zum Treck.
- Foto: Donatha Castell
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Ein Mann steht aufmerksam und beobachtet unseren Zug. Dann legt er die Hand aufs Herz und sendet sie (winnetoumäßig) in unsere Richtung. Dabei laufen ihm die Tränen über die Wangen. Wir können leider nicht anhalten, aber diese Begegnungen bewegte uns sehr. Unsere Ponykutscherin sagt: "Genau dafür bin ich unterwegs."
Auch mit den Begleitfahrzeugen gibt es Abenteuer. Wir verursachen einen Riesenstau, weil eines der Fahrzeuge nicht mehr anspringt und wir die Fahrbahn versperren. So winken dann Deutsche und Tschechen gemeinsam den Verkehr durch die Engstelle. Manchmal sind wir ganz froh, den Ärger nicht wörtlich zu verstehen, aber auf unsere entschuldigenden Gesten folgt meist ein Lächeln. Wenn die Technik streikt und in die Werkstatt muss, müssen auch mal Notlösungen für Übernachtung gefunden werden, denn wir schlafen ja fast alle in den LKWs.

- Abenteuer auf vier Rädern: Der Friedenstreck verursacht einen großen Stau, weil eines der Fahrzeuge nicht mehr anspringt und die Fahrbahn versperrt.
- Foto: Donatha Castell
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Die Mannschaft lernt sich in ihren Stärken und Schwächen immer besser kennen und rückt zusammen. Jeder gibt, was er hat und kann.
Hintergrund
Einen Monat nach dem Start am Brandenburger Tor in Berlin ist der Pferde-Friedenstreck in den Nahen Osten am Pfingstsonntag in Österreich angekommen. Zuvor wurden nach Angaben von Pfarrer Helmut Kautz von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz rund 392 Kilometer in Deutschland und rund 325 Kilometer in Tschechien zurückgelegt.
Mit der Ankunft in Brunnhöf beginne die elf Tage währende Reise durch Österreich, hieß es. Die rund 228 Kilometer lange Strecke führe auch durch Wien. Dort seien am Freitag Besuche im Parlament und im Wiener Gemeindebezirk Brigittenau geplant. Im österreichischen Parlament wolle Gudrun Kugler, ÖVP-Abgeordnete im Nationalrat und Vizepräsidentin der Parlamentarischen Versammlung der OSZE, die Friedensfahrer empfangen. Am 19. Juni werde der Treck in die Slowakei weiterziehen. Danach sollen Ungarn, Rumänien und Bulgarien durchquert werden.
Die tierärztliche Kontrolle am 4. Juni habe allen Tieren einen tadellosen Zustand bescheinigt, hieß es. Diese Kontrollen würden in der EU alle zehn Tage vorgenommen. Auf dem Weg seien bislang rund 41.500 Euro Spenden für den Treck gesammelt worden.
Bei der rund 4.800 Kilometer langen Fahrt sollen vier Pferdegespanne und ein Reiter, insgesamt 13 Pferde und 15 Menschen, eine 75 Kilogramm schwere Friedensglocke in den Nahen Osten bringen. Die aus Militärschrott gegossene Glocke soll Weihnachten in Jerusalem an eine Schule übergeben werden, in der jüdische, muslimische und christliche Kinder gemeinsam lernen. (epd)





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