Freitag, vor eins ...
Unsere Seite 1 - Süße Sensation

- hochgeladen von Beatrix Heinrichs
Und, was hatten Sie heute im Stiefel? War vielleicht ein Schoko-Nikolaus dabei? Verwunderlich wäre das nicht, zählen wir Deutschen im europäischen Vergleich doch zu den größten Liebhabern des süßen Hüftschmeichlers. Immerhin knapp 13 Kilo Schokolade werden im Schnitt jährlich pro Kopf hergestellt. Der Schokogenuss hat in unseren Breiten eine lange Tradition. Aber hätten Sie geahnt, wer die ersten Süßschnuten waren, die sich Anfang des 19. Jahrhunderts Schokolade schmecken ließen? Nur soviel sei verraten: Die Spur führt nach Gotha ...
Von Beatrix Heinrichs
Aus dem Unterricht erinnern wir uns: Der spanische Eroberer Hernan Cortez war es, der die Kakaobohne im 16. Jahrhundert erstmals nach Europa brachte. Vorbehalten war sie lange Zeit nur Reichen und Adeligen, die sie sich vornehmlich als Trinkschokolade schmecken ließen. Das änderte sich mit der Erfindung der Kakaobutterpresse durch den niederländischen Chemiker Coenraad Johannes van Houten im Jahr 1828. Dieses historische Ereignis hatte bislang als die europäische Geburtsstunde der Essschokolade gegolten.
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Seit dieser Woche wissen wir nun: Alles Geschichte! Andrea Linnebach-Wegner, ihres Zeichens Kulturwissenschaftlerin an der Universität Kassel, hat den wahrscheinlich ältesten Hinweis auf Schokolade-Genuss in Deutschland entdeckt - in Briefen an die Gebrüder Grimm. Und das ist kein Märchen! Eher «eine kleine kulturhistorische Sensation», wie die Wissenschaftlerin anmerkt.
Der Beleg stammt aus einem Brief vom Februar 1812. Geschrieben hat ihn die Tante der Märchenautoren, Henriette Zimmer. Ihren Neffen Wilhelm Grimm lässt sie begeistert wissen, dass sie ihm Schokoladenkugeln schicke. Zimmer, die zu dieser Zeit Kammerfrau der hessischen Kurfürstin war, muss auf die schokoladige Köstlichkeit in Gotha aufmerksam geworden sein. Während der französischen Besatzung Kassels 1806 war sie mit ihrer Herrin in die Thüringische Residenzstadt ins Exil gegangen. Der dortige Hofkonditor habe offenbar sehr früh mit «Pralins von Chokolade» experimentiert, erklärt Linnebach-Wegner, die in Gotha sogar das Rezept für die frühen Pralinen gefunden hat. Eine Kasseler Schokoladenmanufaktur habe sich nun von dem Rezept zu eigenen Grimm-Schokokugeln inspirieren lassen. Auf das Ergebnis darf man gespannt sein.
Ganz so wie auf unsere aktuelle Ausgabe. Gute Lektüre und ein gesegnetes zweites Adventswochenende.
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Autor:Beatrix Heinrichs |
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