Freitag, nach eins ...
Unsere Seite 1 - Großputz im Internet

G+H Nr. 8 vom 23. Februar 2020 | Foto: G+H

Zivilcourage kann man trainieren. Das Projekt Love-Storm zeigt wie es geht. Mit Online-Coachings und einer App unterstützt der gleichnamige Verein Nutzer dabei, gegen Hasskommentare im Internet Stellung zu beziehen. Anlässlich der Morde in Hanau hat Love-Storm zu einem bundesweiten Aktionstag aufgerufen. Unter dem Hashtag "Netz ohne Hass" will die Community am Sonntag zu einem "Großputz im Internet" antreten. Das klingt nach einer Menge Arbeit.

Die Todo-Liste des Vereins Love-Storm liest sich schnell: rechtsextremen Hass und Lügen im Netz finden, die Verbreitenden zum Löschen auffordern und den entsprechenden Plattformen die Vorfälle melden. Was hinter diesen drei Arbeitsschritten steht, erinnert jedoch eher an die Geschichte von Sisyphos, Berg und Stein. Mitmenschlichkeit und die Vision, niemanden in den Weiten des Netzes mit Mobbing, Beleidigungen und Hasskomentaren allein zu lassen, das sei die Idee von Love-Storm, erklärt es Björn Kunter, App-Entwickler und Initiator des Projekts, in einem Video-Beitrag auf der Website des Vereins. "Es geht nicht darum verbal zurückzuschlagen", so Kunter. Vielmehr wolle man dafür Sorge tragen, die eigentliche Idee des Internets als einen Raum der freien Meinungsäußerung zu schützen. Lasse man Hasskommentare einfach für sich stehen, davon zeigte sich Kunter in einem Interview mit dem Deutschlandfunk überzeugt, fördere man den Vandalismus im Netz. 

Seit September 2018 bietet Love-Storm Online-Trainings und Präsenzschulungen. Finanziert wird das Projekt über das Programm "Demokratie leben", von der Aktion Mensch und aus Spendengeldern. Nach eigenen Angaben hat der Verein bereits über 1000 Menschen für Zivilcourage gegen Hass im Netz trainiert. 

Zur Vorbereitung auf den Aktionstag am Sonntag organisiert Love-Storm Online-Argumentations-Trainings, um sich in Rollenspielen auf die Konfrontation mit Verschwörungstheorien und rechtem Hass vorzubereiten. Am Tag selben soll auch ein Alarmsystem installiert werden: Über das Meldeformular der App können Betroffene geschulte Helfer kontaktieren und Unterstützung anzufordern.

Gut, dass es Initiativen gibt, die den Stein immer wieder den Berg hinaufrollen. Ein Sturm der Liebe gegen den Hass im Netz. Das hätte auch John Lennon gefallen, auf den das Bonmot zurückgeht: "Love ist the answer." Liebe ist die Antwort - und dem ist nichts hinzuzufügen. Liebenswert zuversichtliche Geschichten haben wir für Sie auch in dieser Woche zusammengetragen. Das Leben bejahen - unser Schwerpunkt in der aktuellen Ausgabe. Eine gute Einstimmung auf die Fastenzeit!

Unsere Themen:

  • Aktiv werden gegen Zukunftsangst: Die Fastenaktion derEvangelischen Kirche plädiert in diesem Jahr für "7 Wochen ohne Pessimismus". Warum wir die Zuversicht als positives Element brauchen.
  • Wie ein vorgezogener Tod: Jeder erlebt es, aber kaum jemand spricht über sein Scheitern. Warum das so ist, und wie Pleiten »salonfähiger« werden können.
  • Gott ist nicht mein Kumpel: Arne Kopfermanns Leben veränderte sich grundlegend, als seine Tochter bei einem Autounfall starb. Eine Geschichte von Zweifel - und Zuversicht.

Außerdem: 

  • Halle: In der Saalestadt hat ein Kinderschutzhaus für gewaltgeschädigte Kinder eröffnet. Die Einrichtung ist eine von deutschlandweit drei »Mattisburgen«. 
  • Eisenach: Johann Ambrosius Bach war Stadt- und Hofmusikus in und hatte einen Zwillingsbruder. Die Musikwelt erinnert an seinen 375. Geburtstag und 325. Todestag.
  • Südsudan: 2,3 Millionen Bürgerkriegsflüchtlinge leben außerhalb ihres Landes, doch einige machen sich auf den Rückweg. Über die Herausforderung, Geflüchtete wieder zu integrieren.

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Autor:

Beatrix Heinrichs

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