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Segen für Gescheiterte

- Pfarrer Dr. Felix Leibrock
- Foto: Michael Reschke
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Jesus fand Scheidungen nicht gut. Aber er hat Menschen, die an Beziehungen scheitern, nicht verurteilt.
Von Felix Leibrock
Die Szene mit der Ehebrecherin (Johannes 8, Verse 1 bis 11) steht hierfür exemplarisch: Die Männer, die sie wegen Ehebruchs steinigen wollen, gehen davon, als Jesus sie nach ihren eigenen Sünden fragt. „So verdamme ich dich auch nicht, geh hin und sündige hinfort nicht mehr“, sagt er zu der Frau.
Für die Kirche bedeutet das, sich nicht moralisch über die zu erheben, deren Beziehung oder Ehe in die Brüche geht. Ganz im Gegenteil. So wie sie Paare begleitet, die den Segen Gottes für den gemeinsamen Lebensweg erbeten, hat sie auch an der Seite derer zu stehen, die scheitern.
Das ist nämlich der Ort, wo Jesus immer war: bei den Gescheiterten. Bei Paaren mündet das Scheitern oft in verbitterte Kämpfe vor Gericht, Schuldvorwürfe, Hass. Darunter leiden die Paare, die Kinder, das ganze Umfeld.
Selig sind, die Frieden stiften, das bedeutet auch, Rituale anzubieten, die den Gescheiterten helfen, zum Frieden in sich und miteinander zu finden. Rituale, die eine Brücke bauen, über die man trotz Trennung auf einer anderen Ebene wieder zueinander findet.
Zu segnen sind nicht die Scheidungen, aber die Gescheiterten.
Der Autor ist Pfarrer, promovierter Literaturwissenschaftler und Autor zahlreicher Bücher.


Autor:Online-Redaktion |
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