Unverständnis über Entscheidung
Thüringen streicht Antiziganismus-Beauftragten

- Zuletzt hatte der Thüringen Monitor von 2020 eine mögliche antiziganistische Haltung im Freistaat abgefragt. Damals unterstützten 28 Prozent der Befragten die Aussage: „Ich hätte Probleme damit, wenn sich Sinti und Roma in meiner Wohngegend aufhalten.“
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Thüringen bekommt keinen Beauftragten für Antiziganismus. Dies geht aus einer Anfrage von Glaube+Heimat beim zuständigen Ministerium für Justiz, Migration und Verbraucherschutz hervor.
Laut Pressesprecher Oliver Will, sei bereits Anfang des Jahres die Entscheidung gefallen, künftig auf die Funktion zur Bekämpfung und Sichtbarmachung antiziganistischer Probleme zu verzichten. Viel mehr gehe es darum, so Will, die „bisherigen Bestrebungen zur Integration der Sinti und Roma“ durch die Landesregierung fortzusetzen. Schwerpunktmäßig werde der Bereich künftig auch durch die neu ernannte Beauftragte für Migration, Integration und Flüchtlinge abgedeckt. Ein Sprecher der Beratungsstelle für Sinti, Reisende und Romnja reagierte mit Unverständnis auf die Entscheidung der Landesregierung. "Ich kann zahlreiche Beispiele nennen, wo eine solche Funktion nötig ist und trotzdem blicken wir nur auf die Spitze des Eisbergs. Immerhin geht es um mehrere Tausend Menschen, die betroffen sind", hieß es von der Selbstorganisation, die nach eigener Aussage für Thüringen und Sachsen-Anhalt zuständig ist.
Zuletzt war die ehemalige Thüringer Justizministerin, Doreen Denstädt (Grüne), mit der Aufgabe betraut. Die Beauftragung endete jedoch mit deren Amtszeit im Dezember 2024. Neben Thüringen hatten die Länder, Rheinland-Pfalz und Berlin Beauftragte beziehungsweise Ansprechstellen für das Thema Antiziganismus eingerichtet. Laut Polizei-Kriminalstatistik hatten sich 2024 vier antiziganistische Straftaten im Freistaat ereignet, darunter eine Körperverletzung und eine Volksverhetzung. Alle vier Verfahren wurden jedoch eingestellt.
Eine Einschätzung zur gesellschaftlichen Gesamtsituation gibt der Thüringen Monitor von 2020. Damals hatte fast ein Drittel der Befragten eine klar antiziganistische Haltung gezeigt.
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