Kirche des Jahres
Kleine Kirche – große Ehre

Die Kirche des Jahres der KiBa-Stiftung steht in Deetz (Pfarrbereich Lindstedt) im Kirchenkreis Salzwedel. | Foto: Uwe Kraus
  • Die Kirche des Jahres der KiBa-Stiftung steht in Deetz (Pfarrbereich Lindstedt) im Kirchenkreis Salzwedel.
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Dass alte Kirchen wieder strahlen, dafür setzt sich die Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler (KiBa-Stiftung) ein. Sie kümmert sich um evangelische Kirchen in Not und sorgt dafür, dass die alten Gemäuer im neuen Glanz erscheinen. Doch ebenso wichtig wie das "Baugeld" wirkt das dabei wachsende Miteinander.

Von Uwe Kraus

"Betet für uns, dass uns nicht die Puste ausgeht", sagt Pfarrerin Johanna Brilling. "Wir bauen am Reich Gottes, an den Steinen zur Ehre Gottes, und wir bauen am Miteinander" so die Pfarrerin, zu deren Sprengel zwölf Altmark-Gemeinden zählen, während wenige Meter weiter die Schubkarren mit Bauschutt rollen. Die Kirche von Deetz nahe Bismark wird saniert; Putz abgeschlagen, der faulende Holzboden entfernt, in Sachsen gebrannte Fliesen in Kreuzform neu verlegt.
In Nossen produziert das Ziegelwerk von Klaus Huber für halb Europa die Steine, die gebraucht werden, wenn Kirchen, Schlossfassaden und Stadtmauern bröckeln. In der Altmark hat er neben der Deetzer Kirche gerade die Tangermünder Stadtmauer mit dem klassischen Baumaterial versorgt. So ganz sicher ist niemand im Dorf, wenn es um das Alter der Kirche geht. "13. Jahrhundert vermutlich", so der GKR-Vorsitzende Jürgen Franke. Den Ortsnamen finde man erstmals in einer Urkunde von 1238.
Alle packen mit zu
"Der richtige Flow ist jetzt drin", so die Einschätzung der Pfarrerin. 73 Bewohner hat das Dörfchen, dessen Name viele Vorbeifahrende schon vergessen haben, bevor sie das Ortsausgangsschild passierten. 34 von ihnen gehören zur evangelischen Gemeinde. "Alle packen mit an, nicht nur die, die in den gelegentlichen Gottesdiensten sitzen", berichtet die resolute Ortsbürgermeisterin Vilma Wendlandt, die wie Ursula Tramp zum Gemeindekirchenrat gehört. "Ohne die ganzen Helfer aus dem Ort wäre das nichts geworden", stimmt Tramp zu. "Jeder macht, was er kann. Wir sind stolz drauf, was hier wächst", betont Vilma Wendlandt, die auf die Fotos verweist, die den Zustand des Kircheninnern zeigen. Sichtlich bewegt hat es den GKR-Vorsitzenden Jürgen Franke, dass das Deetzer Gotteshaus zur Kirche des Jahres 2025 gewählt wurde.
"Unterdessen begrüßt hier kein modriger Holzgeruch mehr die Kirchenbesucher, wir haben Putz geklopft, den Altarblock abgerissen und die 19 alten Kirchenbänke erstmal rausgetragen, um 14 von ihnen nach Fertigstellung des ersten Bauabschnittes wieder in die Kirche zu bringen, und den Taufstein in einen Holzverschlag verpackt." 200 Stunden Eigenleistungen schlagen bisher zu Buche. Doch die Deetzer gelten auch als prima Bäcker: 20 Jahre lang trugen sie ihre Bleche zum Markt im benachbarten Steinfeld. Dadurch erwirtschafteten sie knapp 40 000 Euro für die Kirchensanierung. Pfarrerin Johanna Brilling und viele Gemeindeglieder heben den großen Anteil hervor, den Jürgen Franke als studierter Bauingenieur bei der Sanierung leistet.
Die spätromanische Dorfkirche aus heimischen Feldsteinen sieht nicht nur von außen schmuck aus, sie wird auch bald wieder im Inneren glänzen. Dafür sorgt unter anderem die Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler (KiBa) mit 10 000 Euro. Das fein geschnitzte Altarretabel wird aus der Werkstatt der Restauratoren zurückkehren, die Empore restauriert und der Kirchenraum mit modernen Leuchten ausgestattet, "die nicht mehr an Omas Stubenlampe aus DDR-Zeiten erinnern", wie Franke augenzwinkernd erwähnt. Die Deetzer verfügen schon über einige Sanierungserfahrung. Bis 2017 sind neue Schallluken und die Läuteanlage eingebaut, das Dach frisch gedeckt, Türen und Turm erneuert sowie die Zuwege gerichtet worden.
Doch auch für so erfahrene Bauleute gibt es Überraschungen. "Das reichte von einer alten Ziegelplatte über historische Klosterformatziegel bis zu zwei Grüften, deren Inhalt wir wieder ordnungsgemäß bestattet haben", so Franke.
Wann die Kirche fertig ist? Die Pfarrerin, die demnächst in den Ruhestand tritt, weiß es auf den Tag genau: 17. Mai 2026. Da wird nach 24 Jahren hier wieder Konfirmation gefeiert. Die Deetzer hoffen, dass dann die 120 Plätze reichen.

Aber der Kirchturm steht
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Uwe Kraus

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