Wort zur Woche
Kein weltfremder Frömmling, sondern mitten im Leben

Kommt her und sehet an die Werke Gottes, der so wunderbar ist in seinem Tun an den Menschenkindern.
Psalm 66, Vers 5

So kann doch nur einer reden, der nichts auszustehen hat und bei dem immer alles glatt geht. Nur der kann solch ein Loblied auf das Tun des Herrn singen, oder? Wer in der Grube sitzt und gerade die Täler seines Lebens durchschreitet, wird wohl kaum loben können.
Und doch, wenn man in den Kontext dieses Wortes schaut: Der Beter ist keiner, der nicht auch solche Zeiten kennt. »Gott, du hast uns geprüft und geläutert, wie das Silber geläutert wird; du hast uns in den Turm werfen lassen, du hast auf unsern Rücken eine Last gelegt, du hast Menschen über unser Haupt fahren lassen, wir sind in Feuer und Wasser gekommen«, heißt es in den Versen 10 und 11. Der Beter ist kein weltfremder Frömmling, sondern einer, der mitten im Leben steht und dessen Höhen, aber auch seine Tiefen kennt. Vermutlich kann nur jemand Gott so loben, der diese Tiefen auch durchschritten hat. Damals waren die Zeiten zu stürmisch. Aber jetzt erkenne ich: Gott hat geführt und geleitet. Ich war nie ohne ihn.
Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einer Psychotherapeutin und Theologin über das Buch Hiob. Hiob, dem seine Frau empfielt: »Schwöre deinem Gott ab und stirb!« Und da sagte sie zu mir: In den Krisen des Lebens können zwei Dinge passieren. Das erste ist, dass mein Glaube zerbricht. Ich lege ihn ab und werde Atheist. Das andere ist, dass ich mit allem, was da gerade ist und mir Not macht, an Gott bleibe, vielleicht weine, schreie, klage. Aber eben an ihm bleibe. Und dann kann der Glaube in die Tiefe wachsen. Denn – das hören wir zwar nicht gerne –: In den Tälern des Lebens kann er die tiefsten Wurzeln schlagen. Selten auf den lichten Höhen, wo es uns einfach nur gut geht. Beispiele dafür sind Dietrich Bonhoeffer und Paul Gerhardt. Wie hätten sie sonst in ihren Zeiten so glauben können? So wünsche ich Ihnen, dass Sie in diesen Zeiten an Gott bleiben und erleben, wie er Sie führt und leitet, um einzustimmen in das Lob: »Wie wunderbar ist der Herr in seinem Tun!«
Andreas Ohle, Pfarrer in Authausen, Kirchenkreis Torgau-Delitzsch

Autor:

Online-Redaktion

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