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Arbeitet nur die Karte?

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Ladenschluss ist, wenn die Laden zugeklappt werden, erklärt mir ein stadtverführender Handwerksmeister und klopft aufs Holz der Fachwerktür. Wer hat das erfunden?
Von Uwe Kraus
Kein Schweizer, denn am 3. März 321 n. Chr. verfügte Konstantin der Große per Edikt den ersten staatlichen Schutz des arbeitsfreien Sonntags. Das Grundgesetz setzt ein Stopp-Zeichen fürs Shoppen und Schuften. Voll automatisierte Geschäfte knicken in Sachsen-Anhalt, in Mecklenburg-Vorpommern und Hessen das Verbotsschild derzeit ab, und auch die Thüringer wollen 24/7 ihre Bratwurst einkaufen. Streng genommen arbeiten in solchen Läden nur die Geldkarten. Trotzdem fürchten die Kirchen wegen der sonntäglichen Einkaufskörbe das Ende des christlichen Abendlandes.
Einst forderten wir „Freie Fahrt für freie Bürger“. Warum stören Burger, Bier und Bananen rund um die Uhr? Ein freundlicher Pfarrer steht seit langem beim Sonntags-Bäcker mit mir in der Reihe. Keiner motzt, und die warmen Brötchen tragen zu seiner guten Laune auf der Kanzel bei. Was bei der Einkaufs-Container-Diskussion auffällt: Am lautesten schreien Leute, die den „Späti“ nebenan haben oder den Luxus des Einkaufscenters mit Gleisanschluss lieben. Die Automaten-Shops auf dem zunehmend verödenden Lande, oft fünf bis zehn Kilometer vom nächsten Supermarkt entfernt, übernehmen das, was Kirche ausmacht: Hinwendung,
Gemeinschaftsgefühl und Dialogpflege. Keiner plädiert für den Gottesdienst in der Shopping-Blechbüchse, die übrigens oft auch vom Bio-Bauern oder Fleischer nebenan bestückt wird. Aber Pfarrer, Kirchenmusiker und GKR-Vorsitzende sollten nicht den Aufstand gegen Dorfläden proben, sondern schauen, was man tun kann, bevor der Sonntagsladen voller ist als der Gottesdienst.


Autor:Uwe Kraus |
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