Auszeichnungen
Aachener Friedenspreis ehrt Initiativen aus Russland und Israel

Foto:  epd-bild / Klaus Herzog

Friedlicher Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit trotz vieler Widerstände und Gefahren: Der Aachener Friedenspreis rückt in diesem Jahr den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und den israelisch-palästinensischen Konflikt in den Fokus.

Eine feministische Antikriegs-Initiative aus Russland und ein Menschenrechtsfonds aus Israel sind am Freitag mit dem Aachener Friedenspreis geehrt worden. Sie erhielten die mit jeweils 2.000 Euro dotierte Auszeichnung, weil sie «mit viel Mut und Zivilcourage gegen Unrecht aufstehen und andere in ihrem Engagement unterstützen». Der Kabarettist Wilfried Schmickler rief in seiner Laudatio zum globalen «Kampf für Frieden, Menschenrechte und Demokratie» auf und warnte vor Rechtsextremismus und Rechtspopulismus in Deutschland.

Der im Februar 2022 gegründete Feministische Antikriegswiderstand (FAR) sei in Russland die größte Initiative gegen den Angriffskrieg gegen die Ukraine, sagte Schmickler laut Redetext. Die Mitglieder wendeten sich «gegen Autoritarismus und Militarismus, aber auch gegen das extrem reaktionäre Geschlechter- und Familienbild in Russland sowie gegen Diskriminierung und Repression» gegen Frauen und queere Menschen. Die Initiative stehe wegen ihres Kampfes gegen «die Allgegenwärtigkeit der staatlichen Propaganda» auf der Liste «ausländischer Agenten».

Der Human Rights Defenders Fund (HRDF) unterstützt seit 2011 Menschenrechtsverteidiger in Israel und den besetzten Palästinensergebieten. Er hilft etwa Menschen und Organisationen, sich gegen Einschüchterung und juristische Schikanen durch Behörden oder Lobbygruppen von extremen Rechten und Siedlern zur Wehr zu setzen. Unterstützt werden etwa israelische und palästinensische Menschenrechtler, die sich an gewaltfreien Protesten gegen die israelische Besatzung im Westjordanland beteiligen oder für die Rechte der einheimischen Beduinen in der Negev-Wüste in Israel streiten.

Scharfe Kritik äußerte Laudator Schmickler an der von der rechts-religiösen Regierung in Israel geplanten Justizreform, sie bedrohe die israelische Demokratie. Weltweit gelte es, sich gegen Rassismus, Intoleranz und Gewalt einzusetzen, auch in Deutschland. Hier gebe es über 200 offiziell bekannte gewaltbereite rechtsextremistische Organisationen, sagte der Kölner Kabarettist. «Und der parlamentarische Arm dieser Rechtsterroristen ist und bleibt die AFD.» Aufwiegler und Spalter versuchten, «die Unsicherheit und die Verwirrung in der Bevölkerung in Krisenzeiten zu instrumentalisieren für ihre radikalen politischen Zwecke».

Die FAR-Aktivistinnen aus Russland verhüllten bei der Preisvergabe ihre Gesichter, um anonym zu bleiben. Sie kündigten an, ihr Preisgeld an eine ukrainische feministische Organisation und eine russische Initiative zur Unterstützung politischer Gefangener zu spenden. Die Bewegung setze sich für einen gerechten Frieden ein, den es nicht geben könne, «solange es Putin und dieses Regime in Russland gibt», hieß es. Ziel sei, gemeinsam mit anderen Antikriegs- und Aktivistengruppen «ein Fundament für ein zukünftiges Russland zu schaffen, das frei von Diktatur, Unterdrückung, Militarismus, Imperialismus und Gewalt sein soll».

Der HRDF forderte die internationale Gemeinschaft auf, Druck auf die israelische Regierung auszuüben, «damit sie die Menschenrechte für alle Menschen respektiert, die Rechte der Palästinenser auf Freiheit und Leben anerkennt und die brutale Kriminalisierung von Menschenrechtsverteidigern einstellt». Vertreter der Organisation kritisierten, die geplante Justizreform in Israel zerstöre eine unabhängige Justiz. Ziele seien letztlich die Annexion des Westjordanlands und eine «vollständige ethnische Vertreibung von Menschen» aus den palästinensischen Gebieten ohne Autonomie, den sogenannten C-Gebieten.

Der Aachener Friedenspreis wird seit 1988 an Menschen und Gruppen verliehen, die sich für Frieden und Verständigung einsetzen. Die Verleihung findet traditionell am 1. September, dem Antikriegstag, statt. (epd)

Autor:

Katja Schmidtke

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