Nachgefragt
Kann Glaube heilen helfen?

Foto: pixabay.de

Laut Statistischem Bundesamt waren acht Prozent aller stationären Behandlungen im Jahr 2023 auf eine Krebserkrankung zurückzuführen. Ulrike Spengler ist Klinikseelsorgerin am Jenaer Universitätsklinikum, wo sie auch Patienten auf den onkologischen Stationen begleitet. Beatrix Heinrichs hat mit ihr gesprochen.

Die Diagnose Krebs bedeutet Angst, Verzweiflung, Überforderung. Manche Patienten fragen sich vielleicht auch: Warum gerade ich? Was können Sie ihnen antworten?
Ulrike Spengler: Wenn man so eine Diagnose bekommt, zieht einem das erstmal den Boden unter den Füßen weg. Die Medizin hat sich entwickelt, und eine Krebsdiagnose bedeutet nicht mehr automatisch ein Todesurteil. Dennoch bleibt die Frage nach dem Warum. In der Seelsorge geben wir Raum, die Ängste aussprechen zu können. Aus Erfahrung weiß ich, dass es schon ein guter erster Schritt ist, sich zu fragen, was die Krankheit nun für das eigene Leben bedeutet, um überhaupt damit umgehen zu können.

Manchen fällt eine Auseinandersetzung damit leichter, andere verdrängen. Was halten Sie für gesünder?
Patienten, die sich nach dieser Diagnose ohnmächtig fühlen, benötigen Unterstützung, um wieder den eigenen Gestaltungsspielraum zu entdecken, um der Krankheit zu begegnen. Das ist Aufgabe für die Seelsorge: Der Frage nachgehen, wie man mit der Erkrankung sein Leben gut leben kann. Dabei ist es hilfreich, die Balance zu finden. Das heißt, sich mit der Krankheit zu beschäftigen, ohne ständig um sie zu kreisen – also sie ab und an auch mal zu verdrängen.

Es gibt einen Zusammenhang zwischen psychischer Gesundheit und Immunsystem. Was stärkt den Geist?
Sich auf den Weg machen, sich auseinandersetzen mit der Krankheit und mit sich selbst. Als Seelsorgerin versuche ich, diesen Prozess zu begleiten. Es gilt mit dem Patienten herauszufinden, wo die Ängste liegen und auch, wo Ressourcen gehoben werden können: Wie hat er bisher im Leben schwierige Situationen gemeistert? Woraus schöpft er Kraft? Und gibt es auch spirituelle Ressourcen, auf die man zurückgreifen kann? Wenn ich spüre, dass da jemand ist, der versucht im Glauben Antworten zu finden, gehen wir dem Glauben auf die Spur. Das ist sehr individuell.

Kann Glaube heilen helfen?
Ich habe viele Patienten erlebt, denen der Glaube sehr geholfen hat, die sich trotz aller Bedrohung in Gott geborgen wussten. Oft ist es ein Weg, der Zeit braucht. Letztlich geht es um die Erkenntnis: Wir haben nicht alles in der Hand, auch Gott nicht. Es bleibt die Frage: Wie kann man eine Zukunft erschließen mit der Krankheit, eine, in der die "Fülle des Lebens" auch in allem Schweren gefunden werden kann?

Autor:

Beatrix Heinrichs

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