Der elektronische Max

Mittendrin: Auch während seiner Therapiezeit im Krankenhaus kann Max dank Tele-Präsens am Unterricht teilnehmen (Symbolfoto) | Foto:  pixabay.com/Wokandapix
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Erfurt: Max hat Leukämie. Mit Hilfe eines Roboters kann der 14-Jährige gleichzeitig im Krankenhaus und bei seinen Schulfreunden am Ratsgymnasium sein.

Von Dirk Löhr (epd)

Rasmus, Hannes und Henrik haben ihren Freund Max schon seit Wochen nicht sehen können. Der Erfurter Gymnasiast liegt im Jenaer Universitätsklinikum auf einer Isolierstation. Streng abgeschirmt von allen möglichen Keimen, hofft der 14-Jährige darauf, dass seine Stammzellen-Transplantation anschlägt. Die Kraft des Jungen reicht nicht immer für Besucher oder den Unterricht am Krankenbett.
Jetzt haben seine Eltern und die Lehrer eine Möglichkeit gefunden, die Max wieder an der Schulgemeinschaft im Evangelischen Ratsgymnasium der Landeshauptstadt teilhaben lässt. Ein Roboter – auch der heißt Max – kann vom Krankenzimmer aus von ihm per Laptop durch die Schule gesteuert werden. Statt Füßen hat das gut 3 000 Euro teure Gerät zwei Räder. Auf einem ausfahrbaren Stativ sitzt ein iPad. So sieht Max, der Junge, was im Klassenzimmer passiert. Auf dem flachen Tablet, so der Plan, können seine Schulfreunde ihm ihrerseits in die Augen schauen. Tele-Präsenz nennt sich das Ganze.
Damit der Roboter durch die Schule fahren kann, mussten alle – Lehrer wie Schüler – dem strengen Datenschutz genügen und dem Projekt zustimmen. »Das haben auch alle getan«, sagt Schulleiter Michael Friese. Nun ist es an dem Trio aus Max’ Klasse, für den Roboter zu sorgen: Am Abend müsse er an eine Steckdose angeschlossen, morgens wieder betriebsbereit gemacht werden, erklärt André vom Berliner Verein »Kolibri – Hilfe für krebskranke Kinder«. Er und sein Freund Jonathan haben zusammen mit Vereinschef Frank Hauser den Max auf Rädern nach Erfurt gebracht. Es ist das erste Mal, dass sie einen Telepräsenz-Roboter zum Einsatz bringen. Aber wenn er sich am Ratsgymnasium bewährt, ist das bestimmt nicht das letzte Mal, meint Vereinschef Hauser. Seit 2015 versucht er, mit wenigen Mitstreitern und allein durch Spenden finanziert, krebskranken Kindern zu helfen. Das kann ein Fahrrad sein, erklärt er, oder ein Laptop, ein frisch gepflasterter Weg oder eben ein elektronischer Max.
Dem Vater des kranken Jungen ist indes die Freude über die Leihgabe anzusehen. Die Familie hat schwere Wochen hinter sich. Es gab nach der Transplantation Komplikationen. Nun hoffen alle, dass der 14-jährige Schüler wieder gesund wird – und vielleicht demnächst aus dem Krankenhaus entlassen werden kann.
Der Erfolg der Unternehmung aber ist noch nicht sicher. Lehrer und Schüler müssen sich an die neue Situation erst gewöhnen. Doch wie Klassenlehrerin Anja Menke sind alle optimistisch – und auch ein wenig aufgeregt. Bis das auch für den Schüler Max endlich wieder gilt, ist es noch ein Stück anstrengenden Weges. In Gedanken wird er dabei von vielen Menschen unterstützt. Nachdem seine besonders schwere Form von Leukämie bekannt wurde, ließen sich an einem Samstag im Frühling etwa 2 000 Erfurter als potenzielle Stammzellen-Spender typisieren. Zugleich wurde weltweit nach einem passenden Spender gesucht und zum Glück auch ein passender gefunden.

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