Weimarer Falk-Verein feiert Jubiläum
Wiederbelebt und weitergeführt

O du fröhliche: Johann Daniel Falk schrieb das Lied um 1815. Es erschien in der Liedsammlung von Herder, zu der Falk ein Vorwort verfasst hatte. | Foto: Conny Mauroner
  • O du fröhliche: Johann Daniel Falk schrieb das Lied um 1815. Es erschien in der Liedsammlung von Herder, zu der Falk ein Vorwort verfasst hatte.
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Für den Johannes-Falk-Verein in Weimar war das Jahr 2023 ein Jubiläumsjahr. Vor 25 Jahren hat sich der Verein gegründet. Genau genommen wurde er wieder gegründet, denn bereits zu DDR-Zeiten gab es in der Stadt einen Verein, der sich mit dem Erbe des Schriftstellers Johannes Daniel Falk auseinandergesetzt hat. 1992 schlief dessen Engagement aber ein, und 1999 gab es einen neuen Anlauf.

Von Conny Mauroner

Die Freunde und Journalisten Paul Andreas Freyer und Willi Wild wollten im Kulturstadtjahr einen neuen Akzent neben Goethe und Schiller setzen. Ihr Ziel war es, Johannes Falk in den Fokus zur rücken. Diesmal aber stand nicht nur das literarische Erbe Falks im Vordergrund.

Den Gründern ging es darum, das soziale Engagement Falks aufzuarbeiten, bekannt zu machen und vor allem fortzuführen. "Wir wollten an Falk als Schriftsteller, Satiriker und Dichter erinnern. Wir zeigen natürlich seine Wirkungsstätten und bieten zum Beispiel regelmäßig einen Falk-Spaziergang an. Besonders wollen wir an ihn als Urvater der inneren Mission, als Erfinder der individuellen Sozialarbeit erinnern", sagt Vereinschef Paul Andreas Freyer.

1813 hatte Johann Daniel Falk die Gesellschaft der Freunde in der Not gegründet. Er wollte Waisenkindern eine Zukunft geben – ein Heim und eine Ausbildung gehörten dazu. „Unverkrampft hat er dabei auch den christlichen Glauben gelehrt“, so Freyer. Bis zu seinem Lebensende nahm Falk rund 500 Jungen und Mädchen unter seine Fittiche und förderte sie individuell, machte sie mit seinen Freunden, wie Johann Wolfgang Goethe, bekannt, und verhalf ihnen so zu Abschlüssen, einer Arbeit und sogar Karrieren.

Auch heute kümmert sich der Falk-Verein in Weimar um sozial schwache Kinder. Zusammen mit der Diakonie stellt der Verein Projekte auf die Beine, von denen vor allem die Jüngsten profitieren. "Jedes Jahr gibt es eine Ferienfreizeit, zu der Kinder fahren, die sonst keine Chance haben Urlaub zu machen, oder aus der Stadt raus zu kommen." Ein Kern der inzwischen 60 Vereinsmitglieder engagiert sich seit 24 Jahren bei "Weihnachten bei Sophie". Einsame und sozial schwache Menschen verbringen gemeinsam den Heiligabend. "Sie bekommen ein tolles Essen, wir singen zusammen Weihnachtslieder. Wichtig ist, dass die Menschen Heiligabend nicht alleine sind", betont Freyer.

Auch das Schmücken des öffentlichen Weihnachtsbaumes am Sonnabend vor dem ersten Advent hat inzwischen Tradition. Groß und Klein sind dann immer auf den Herderplatz eingeladen, um den Baum mit Selbstgebasteltem zu Verzieren.

Im Sinne Falks wird viel gesungen. Im Repertoire natürlich auch "O du fröhliche", das Falk für seine Waisenkinder geschrieben hat. Wie der Falk-Verein erst 2015 herausgefunden hat, brachte Johannes Daniel Falk dieses Lied bereits 1815 zu Papier. Ab 1816 gehörte es zum Unterrichtsstoff seiner Zöglinge. In der Sonntagsschule hatten sie den Text zu lernen.

In seiner ursprünglichen Form war "O du fröhliche" als Drei-Feiertags-Lied gedacht. Falk schrieb von der Weihnachtszeit, der Osterzeit und Pfingstenzeit. Die drei Strophen erklärten die Bedeutung der Feste. Falk hat sich inhaltlich wie musikalisch bei seinen Freunden bedient.

Die Melodie stammt aus Johann Gottfried Herders Volksliedersammlung und gehört zu einem sizilianischen Fischerlied. Textlich hat ihn Goethes Singspiel "Claudine von Villa Bella" inspiriert. Es sollte ein eingängiges Lied sein. Eines, das die Kinder schnell lernen und wiedergeben können.

Die heute gesungenen Verse zwei und drei stammen übrigens nicht aus Falks Feder. Der Falk-Schüler Heinrich Holzschuher hat sie ersetzt und damit aus "O du fröhliche" ein reines Weihnachtslied gemacht.
Ein Versuch, "O du fröhliche" zum immateriellen Kulturerbe werden zu lassen, scheiterte. Die Kommission sah das Lied als wenig bedroht an. Auch ohne Titel werde es uns ewig erhalten bleiben, hieß es. Bleibt zu hoffen, dass es auch wirklich so ist.

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Online-Redaktion

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