Jahresprogramm widmet sich aktuellem Phänomen und weist in die Zukunft
Krise und Aufbruch in Franckes Stiftungen

Ausstellungskurator Holger Zaunstöck mit einer neu erworbenen Grafik des Stiftungsschülers Wilhelm Krieg | Foto: Claudia Crodel
  • Ausstellungskurator Holger Zaunstöck mit einer neu erworbenen Grafik des Stiftungsschülers Wilhelm Krieg
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Von Claudia Crodel

Komm mit – wohin? Ein Jahresprogramm über Krise und Aufbruch« – so ist das Jahr 2019 in den Franckeschen Stiftungen überschrieben, das vom 22. bis 24. März traditionell mit der Francke-Feier eröffnet wird. Seit mehr als 15 Jahren wählen die Stiftungen ein Thema für ihr wissenschaftliches und kulturelles Programm und schlagen damit eine Brücke von der eigenen Geschichte zu gegenwartsbezogenen Debatten. »Das diesjährige Thema ist aus dem Wissen entstanden, dass Francke sein Werk auch als eine Antwort auf gesellschaftliche Krisen des 17. Jahrhunderts begann. Das korrespondiert mit dem Gefühl der Krisenhaftigkeit, das unsere heutige Gesellschaft erfasst hat und das sich nicht einfach erklären lässt«, sagt Stiftungsdirektor Thomas Müller-Bahlke.
Der Untertitel, bei dem die Betonung weniger auf Krise denn auf Aufbruch liegt, mache deutlich, dass es eine Zukunft gibt, die wir mitgestalten können. Der Sozialpsychologe Harald Welzer spricht als Ehrengast am 23. März, 11 Uhr, darüber, ob es möglich ist, eine Form des Wirtschaftens und Lebens zu entwickeln, die nicht auf Wachstum, sondern auf Gerechtigkeit und Lebensqualität setzt.
Krise und Aufbruch finden sich als Thema in vielfältiger Weise wieder. Höhepunkt ist das Historische Lindenblütenfest am 22. und 23. Juni auf dem gesamten Gelände. Die Jahresausstellung öffnet erst im September, weil bis in den August hinein die interaktive Ausstellung »hotel global« zu sehen ist. Unter dem Motto »Moderne Jugend? Jungsein in den Franckeschen Stiftungen 1890–1933« schlägt die Jahresschau einen Bogen zum 100-jährigen Bauhaus-Jubiläum. »Wir haben dazu Archivteile der Stiftungen erschlossen, die vorher nur wenig beachtet wurden«, sagt Ausstellungskurator Holger Zaunstöck. Es gehe um das Leben der Jungen und Mädchen, Bildungswege, Schulabschlüsse und Ausbildungsperspektiven. Man wolle die jungen Leute von damals selbst zu Wort kommen lassen: Selbstzeugnisse und Lebensläufe, die anlässlich des Abiturs geschrieben wurden und die auch eine Reifedarstellung sind, werden einfließen.
Im Vorfeld der Ausstellung ist es den Franckeschen Stiftungen gelungen, einen wahren Schatz aus einem bayerischen Antiquariat zu erwerben, der sich auf zwei berühmte Schüler der Stiftungen bezieht: Eine einzigartige Grafikfolge mit sechs Radierungen von Wilhelm Krieg (1911–2001), die den bekannten Ausdruckstänzer, Choreographen und Tanzpädagogen Wilmo Kamrath (1908–1989) darstellen. Beide waren Waisen und Schüler der Stiftungen.
Eine Reihe weiterer interessanter Höhepunkte hält das Jahresprogramm bereit: In Zusammenarbeit mit der Landeskunststiftung wird eine indische Künstlerin nach Halle kommen. Als Äquivalent zum Indien-Schrank in der Kunst- und Naturalienkammer im Historischen Waisenhaus, wird sie einen Deutschland-Schrank gestalten und bestücken, der in die Ausstellung im Ziegenbalghaus in Tranquebar kommen soll. Im Herbst wird es eine »Open Space Konferenz« geben, bei der Jugendliche eingeladen sind, sich an den Diskursen zur halleschen Stadtentwicklung zu beteiligen.

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