Kirchweih-Kollekte zum Jubiläum geht an Flutopfer
Dreihundert plus eins

Rausgeputzt: Der Turm von St. Bartholomäus erstrahlt in neuem Glanz. Ehe aber die Fassade des Kirchenschiffs an der Reihe ist, muss das Dach saniert werden. | Foto: Wolfgang Swietek
  • Rausgeputzt: Der Turm von St. Bartholomäus erstrahlt in neuem Glanz. Ehe aber die Fassade des Kirchenschiffs an der Reihe ist, muss das Dach saniert werden.
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Die Geschichte der Kirche im kleinen Ort Stressenhausen im Kirchenkreis Hildburghausen-Eisfeld geht weit länger zurück als die 300 Jahre des jetzigen Gotteshauses, die mit einem Jubiläumswochenende am 28. und 29. August begangen werden. Sie erstreckt sich über eintausend Jahre und ist eng mit der des Ortes und einem Pilgerweg verbunden.

Von Wolfgang Swietek

Doch wie so viele Gotteshäuser in der Region war die Kirche von Stressenhausen im Dreißigjährigen Krieg zerstört worden. Erst Herzog Friedrich Ernst I., der im Jahr 1717 in sein Amt berufen worden war, machte es sich zur Aufgabe, diese Kirchen wieder zu errichten. Noch bevor er die Christuskirche in der heutigen Kreisstadt Hildburghausen neu erbauen ließ, begann er mit dem Wiederaufbau von St. Bartholomäus in Stressenhausen.

Im Jahr 1720 geweiht, sollte der 300. Geburtstag im vorigen Jahr gefeiert werden. Doch die Corona-Pandemie machte der rührigen Kirchengemeinde einen Strich durch die Rechnung. Lediglich eine kleine Jubiläums-Linde wurde vor dem Gotteshaus gepflanzt. Die Kirchweih wird nun nachgeholt, wenn auch anders als ursprünglich geplant. „Eine aufwendige Feier wird es in diesem Jahr dennoch nicht geben“, sagt Gerd Heim vom Gemeindekirchenrat. „Wir wollen beide Tage als eine Benefizveranstaltung durchführen. Alle Spenden sollen den Flut-opfern in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz zugute kommen.“

Für diesen Entschluss gebe es eine einleuchtende Begründung, so Heim: „Wer so etwas schon einmal selbst erlebt hat, der weiß wie dringend dann Hilfe gebraucht wird.“ Man müsse da nicht erst in die Chronik des Ortes schauen und an die Hochwasser in den Jahren 1871 sowie 1926 und 1927 erinnern, so Gerd Heim, als „das Wasser dem Dorf zuströmte und alles Gestein und Schlamm mit sich reißend, die Wege unpassierbar machte.“ Nicht vergessen sei bei den Einwohnern der 14. Juli 1995, als ein regelrechtes Jahrhunderthochwasser den Ort heimgesucht hatte. Deshalb könne jeder Einwohner des Ortes nachfühlen, wie es den Menschen in den beiden betroffenen Bundesländern vor Kurzem ergangen ist.

Ein weiteres Argument führt Gerd Heim an, warum die gesamte Kollekte des Jubiläums-Wochenendes für die Flutopfer gedacht ist: „Wir haben 40 Jahre lang gern die Hilfe ›aus dem Westen‹ angenommen. Die Glockenläuteanlage und die elektrische Turm-uhr unserer Kirche ist mit Spenden aus dem anderen Teil Deutschlands finanziert worden. Jetzt ist es für uns eine moralische Pflicht, etwas zurückzugeben, wenn dort Menschen unverschuldet in Not geraten sind. Wenn man im Fernsehen diese Bilder und die Not dort gesehen und das selbst alles schon einmal mitgemacht hat, ist es für uns ein Bedürfnis zu helfen. Egal, wie hoch die Summe sein wird, die durch die Kollekte und die Spenden zusammenkommt – es soll zumindest die Verbundenheit mit den Betroffenen gezeigt werden. Pastor David Kröcker aus Bad Münstereifel, der das Hochwasser dort miterlebt hat, wird zu unserem Festwochenende kommen und uns von seinen Eindrücken berichten.“

Zu den Feierlichkeiten der Kirche St. Bartholomäus haben sich auch Kirchenvertreter aus Mitteldeutschland angesagt. So soll es am Sonntag einen Festgottesdienst mit Regionalbischof Tobias Schüfer geben. Landesbischof Friedrich Kramer wird das Festwochenende bereits am Samstag eröffnen. Dass die beiden hohen Kirchenvertreter die Einladung angenommen haben, dürfte neben dem runden Jubiläum noch einen anderen Grund haben:

Lange hatte sich die Kirchgemeinde von Stressenhausen um eine Förderung bei Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler (KiBa) für die Sanierung ihres Gotteshauses bemüht. Sie wurde im Jahr 2017 nicht nur gewährt, sondern auf der Vollversammlung der KiBa im Frühjahr 2017 aus 500 deutschlandweit geförderten Kirchen zur „Kirche im Monat Mai 2017“ gewählt. Am Ende des Jahres dann ein noch größerer Erfolg: Aus allen „Kirchen des Monats“ wurde eine „Kirche des Jahres“ gewählt. Hier belegte Stressenhausen Platz zwei, es fehlten nur 100 Stimmen zum ersten Platz.

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