Predigttext
Zeuge in Gethsemane

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Als aber, die um ihn waren, sahen, was geschehen würde, sprachen sie: Herr, sollen wir mit dem Schwert dreinschlagen? Lukas 22, Vers 49

Viele Male hat er diesen Abend später rekapituliert. Und davon erzählt. Er hat Fragen beantwortet. Und sich selbst Fragen gestellt. Er war dabei gewesen.

Von Teresa Tenbergen

In Gethsemane, dem Garten der Ölbäume. In der Nacht, als Jesus gefangen genommen wurde. Er war dabei gewesen. Und hatte es nicht verhindern können. Wieder und wieder sind die Bilder an ihm vorbeigezogen. Und es hat gedauert, bis er ein bisschen von dem verstanden hatte, was an jenem Abend passiert war. Dass sie alle ihre Rolle darin spielten. Und dass dieser Abend schon viel früher begonnen hatte.

Sie hätten es kommen sehen müssen. Sie hatten doch gewusst, wie sehr Jesus mit seinem ganzen Leben und Handeln den religiösen und sozialen Normen widersprach. Sie hatten gewusst, dass Menschen eine Gefahr in ihm sahen. Und sie hatten die Gefahr für ihn gesehen. Dass sie Schwerter trugen, hatte auch damit zu tun. Ja: Sie, die Begleiter Jesu, waren bewaffnet. Diese Welt funktioniert nach den Gesetzen der Welt. Und es gibt Unrecht, das nur mit seinen eigenen Waffen bezwungen werden kann.

Aber an jenem Abend war es anders. Sie hatten ihre Schwerter ergreifen wollen, sie alle. Sie hatten Jesus um seine Zustimmung gebeten, aber er hatte sie verwehrt, hatte sich der Sprache des Unrechts widersetzt. Jesus, der noch kurz zuvor nicht weit entfernt von ihnen gebetet und geweint hatte, hatte das Geschehen durch seine Souveränität beherrscht. Er hatte es nicht verstehen können: Warum Jesus das abgeschlagene Ohr heilte. Warum er nicht floh. Warum er einfach mitgegangen war. Aber später wurde ihm klar, dass dies hier kein Kampf war, der mit dem Schwert entschieden werden könnte. Weil er längst schon entschieden worden war.

Und dann war da Judas. Auch ihn hat er erst viel später verstanden. Seine Hoffnungen. Seine Liebe. Seinen verzweifelten Wunsch nach Veränderung. Seine Enttäuschung. Später war er überzeugt, dass Judas nicht die Rolle des personifizierten Bösen übernommen hatte. Dass er Jesus nicht verraten hatte – das hatte ja auch keinen Sinn bei einer öffentlichen Person – sondern den Raum für die Revolution schaffen wollte, die er erhoffte. Aber Gottes Revolution sollte eine andere sein. Das wusste er nun. Er war dabei gewesen.

Foto: Guido Werner
Autor:

Online-Redaktion

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