PredigtGottes roter Faden

- hochgeladen von Mirjam Petermann
Und Rahab knüpfte das rote Seil ins Fenster. Josua 2, 21
Durch gute Geschichten zieht sich ein roter Faden. Durch die Geschichte, die uns bei Josua überliefert ist, gleich ein ganzes rotes Seil. Es ist im Besitz von Rahab, einer Prostituierten. Sie wohnt in der Nähe der Stadtmauer der Stadt Jericho.
Von Bernhard Halver
Sie ist auf der einen Seite stadtbekannt – auf der anderen Seite doch am Rand der Gesellschaft. Und gerade sie, die wenig Geachtete, bekommt eine Hauptrolle in der Geschichte.
Wie die beiden Kundschafter des Volkes Israel, die die einzunehmende Stadt erforschen sollen, nun ausgerechnet in ihrem Haus gelandet sind, darüber schweigt sich die Heilige Schrift aus. Jedenfalls weiß Rahab um die Bedeutung der Gastfreundschaft, und sie ist clever genug, um aus der brenzligen Situation eine Lebensversicherung zu machen: „Wenn ihr mir versprecht, dass ich und meine Familie verschont werden, wenn euer Volk die Stadt einnimmt, dann werde ich euch nicht ausliefern.“ Gesagt, getan: Erst werden die beiden versteckt und dann im Schutze der Nacht über die Stadtmauer abgeseilt, an eben jenem roten Seil.
Später wird es das Zeichen sein, dieses Haus zu verschonen. Rahab hängt es ins Fenster, als das Plündern und Morden beginnt - und bleibt unversehrt. So wie einst das Blut an den Türpfosten die Familien der Israeliten verschont hatte.
Der aufmerksame Bibelleser weiß, dass sich dieser rote Faden weiter durchzieht – vom Alten ins Neue Testament. Am Anfang des Matthäusevangeliums steht der Stammbaum Jesu – und in ihm: Rahab, die Prostituierte aus Jericho. Ohne es zu ahnen, ist sie zu einem Teil der Geschichte Gottes mit uns Menschen geworden.
So könnte es uns auch gehen: Der rote Faden des Segens und der Liebe Gottes zieht sich auch durch unser Leben. Nicht immer gleich offen sichtbar, und vielleicht sind auch wir ganz unvermutet ein Teil von Gottes großem Plan für diese Welt.
Der Autor ist Dompfarrer in Merseburg.


Autor:Online-Redaktion |
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