Predigttext zum Sonntag
Loben ohne zu lügen

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Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir.
Matthäus 11, Verse 28 und 29

Eine Redewendung sagt: Du kannst auf beiden Seiten vom Pferd fallen. Das gilt für das Maß sportlicher Aktivitäten, beim Verzehr von Genussmitteln, beim Engagement im Ehrenamt. Das gilt auch in der christlichen Lebens-praxis. Es ist eine Kunst, die rechte Balance zu finden.
Genau sehen wir oft bei anderen, was überspannt oder völlig unterentwickelt ist. Schwerer ist, sich selbst wahrzunehmen.

Jesus ruft: "Kommt her zu mir, alle!" Er ruft besonders die, die nicht immer schon wissen, wie man es hätte richtig machen müssen. Im Hören auf seinen Ruf sehe ich zuerst auf mich. Im Hören trete ich ein in den Nahraum der Gottesbeziehung. Weil Gott Christus „alles übergeben“ hat, kann auch ich mich in diesen Raum der Nähe zu Gott hineinbegeben.

Zwei Seiten meiner Existenz gehen in Resonanz: Die eine sehnt sich danach, sich bei Christus mit allem, was auf ihr lastet, fallen zu lassen. Von ihm alles zu erhoffen. Sich in die mitschwingende Zusage „Ich werde da sein. Ich bin da“ des Gottesnamens zu schmiegen. Sie berührt meine Seele da, wo ich "mit meinem Latein am Ende" bin. Die andere strebt aus dem Kreisen um mich selbst hinaus, will zupacken, die Welt verändern. Sie sucht nach Wegen, dieser Welt ein friedlicheres und gerechteres Antlitz zu geben. Das „Joch“ ist im Judentum feste Redewendung für die Tora. Sie fordert nicht Selbstkasteiung, sondern ist kräftiger Aufruf zu einem tätigen Leben im Angesicht Gottes. Mit Sanftmut und mit mutigem wie demütigem Herzen. Es ist Befreiung zum Handeln. Da geht so viel!

Auf der einen Seite: Hineinsenken in die Auftankstelle bei Christus, Last abwerfen und sich erquicken lassen. Auf der anderen Seite: aktiver Protest gegen rassistische, die Menschenwürde verletzende Worte und Taten, gegen ungerechte Wirtschaftsstrukturen, gegen Hass und Gewalt. Weil das, was ist, sich ändern kann.
Du kannst auf beiden Seiten vom Pferd fallen. Wer sich in den Nahraum von Gott und Christus begibt, macht die Erfahrung: Das eine geht nicht ohne das andere. Oder wie Dorothee Sölle diese Praxis prägnant nannte: „Loben ohne zu lügen“.

Dorothee Land, Gleichstellungsbeauftragte der EKM

Dorothee Land, Gleichstellungsbeauftragte der EKM | Foto: Foto: privat
Autor:

Online-Redaktion

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