Predigttext
Klarheit und Wahrheit

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Dem Engel der Gemeinde in Laodizea schreibe: Das sagt, der Amen heißt, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes.Offenbarung 3, Vers 14


Kein Hosianna. Kein jubelndes Volk. Kein Sohn Davids. Kein Esel und kein König. All die vertrauten Anzeichen des Advents fehlen hier in diesem Predigttext.

Von Christian Buro

Andererseits: Vielleicht passt es gerade so dazu, wie wir unsere Zeit wahrnehmen. In unserer Gegenwart vermag auch keiner zu lesen, ohne das ihm schwindlig wird. Wir lesen und lesen und kommen doch nicht weiter. Wir sind mit Sprache konfrontiert, die wir nicht verstehen. Wir greifen selbst zu Worten wie Zweijährige in den Werkzeugkasten von Papa. Wir lesen Worte, die gar nichts mehr sagen. Worte, in denen keine Information enthalten ist. Auf der anderen Seite kommentieren wir uns zu Tode. Meinung und Positionen haben auch enorme Inflation.

Die Worte des Predigttextes nennen sich "Offenbarung". Und geben mit pompösen Worten vor, etwas zu zeigen, was bisher nicht sichtbar war. Es liege unter einem Schleier verborgen. Die Offenbarung lüftet den Schleier. Und lässt das Verhüllte allen offenbar sein. Aber sie macht es uns nicht leicht. Sie lässt und rätseln und entschlüsseln. Sprache will offenbaren. Wenn eine spricht, dann will sie sichtbar machen. Wenn einer ruft, »Das Essen ist fertig«, dann ist eben das die Absicht, dass die im Nebenraum erfahren, was sie selbst nicht sehen können.

Von hier aus führt vielleicht ein Weg in den Advent: Der Advent spielt mit Verstecken und Sichtbarmachen. Wir suchen die Dunkelheiten, um die kleinen Lichter sehen zu können. Wir verpacken und verstecken, damit andere auspacken und sich überraschen lassen. Wir warten auf ein Kommen, das verborgen ist unter unscheinbarer Gestalt. Wir lesen die Zeichen, die das Kommen ankünden.

Ja, manche Sehnsucht richtet sich auch darauf, dass wir selber anders sichtbar werden. Da will ich von mir zeigen, was ich nicht sagen kann. Ich wünsche mir, mein Gegenüber würde in mir lesen und verstehen. Das hat aus dem Advent zuweilen die Zeit der versteckten Botschaften gemacht. Am Ende soll aber Klarheit sein. Die fängt in unserer Sprache an. Gerade im Advent mit wahren Worten. Sprich doch über das, wo-rüber du wahre Worte reden kannst: über dich. Über das, was du liebst. Das reicht.

Der Autor ist Pfarrer in Beuster. 

Foto: Christian Buro
Autor:

Online-Redaktion

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