Gewissheit nach Paulus

Sebastian Kircheis, Pfarrer in Weimar | Foto: privat
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Predigttext Christus Jesus ist in die Welt gekommen, die Sünder selig zu machen, unter denen ich der erste bin.
1. Timotheus 1, Vers 15b

Was uns Paulus erzählt, ist keine Theorie über die Sünde, sondern gebündelte Erfahrung aus seinem Leben. Mich beeindruckt seine klare Selbsterkenntnis: Er spricht ohne Beschönigungen von seiner Vergangenheit als Frevler, Lästerer, Verfolger. Er kann die Sünden klar benennen. Dabei verknüpft er die Selbsterkenntnis mit einem Schuldbekenntnis. Er zieht keine Vergleiche. Er schielt nicht nach Ehebrechern, Einbrechern und Schwerverbrechern, um seine Schuld zu relativieren. Er bekennt: Ich bin der erste Sünder. „Der Erste“ – das heißt: Ich bin der, der die Vergebung am allernötigsten hat. Das Schuldbekenntnis gehört zum Vorgang der Vergebung wie der Deckel zum Topf. Wie komme ich da hin? Das hat zu tun mit der Christusgewissheit:
Solange Christus für uns der freundliche Heiler, der kinderliebende Wanderprediger, der weise Rabbi ist, der uns hier und da einen hilfreichen Impuls für unsere Lebensgestaltung geben kann, gehen wir am Kern vorbei. Paulus hat erkannt: Christus ist gekommen, um in der Grundfrage unseres Lebens für Zeit und Ewigkeit eine atemberaubende Perspektive zu eröffnen: Jesus ist gekommen, um Sünder selig zu machen!
Wer an die Sünde fasst, fasst in die Vergangenheit. Und an die Vergangenheit kommt kein Mensch heran. Es gibt kein Zurück in die Vergangenheit. Man kann auch nichts wieder gutmachen. Man kann sich entschuldigen; man kann versuchen, das Geld neu anzulegen, das man falsch angelegt hatte. Aber was geschehen ist, ist geschehen. Es ist unverfügbar. Und nun bezeugt uns Paulus: Hier ist einer, der in unsere Vergangenheit greifen und sie bereinigen kann. Und die andere Richtung: Wer von der Sünde spricht, der spricht von etwas, was in der Ewigkeit ankommt, was bei Gott ankommt, also dort, wo wir einmal ankommen werden, wo wir aber heute nicht hineingreifen können.
Gott wohnt in einem Licht, zu dem niemand kommen kann (1. Tim 6,16). Mit einer Ausnahme: Jesus Christus, der Erste und der Letzte, der Lebendige, sitzt zur Rechten des Vaters und tritt entlastend für uns ein. Deshalb kann ich mit Paulus jubeln: Das ist gewisslich wahr und ein Wort, des Glaubens wert, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, die Sünder selig zu machen, unter denen ich der erste bin.
Sebastian Kircheis

Autor:

Online-Redaktion

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