Predigttext
Brot zum Leben

Ulrike Weyer, Superintendentin in Plauen

Denn dies ist das Brot Gottes, das vom Himmel kommt und gibt der Welt das Leben.
Johannes 6, Vers 33

Die Himmelsbrotrede am "Abendmahlssonntag"! Jesus ist das wahre Brot vom Himmel. Das griechische Wort „alethinos“ bezeichnet die Substanz als echt, wirklich, wahr. Es weist auf die Göttlichkeit und zugleich auf das Geheimnis der Person Jesu. In der Feier des Abendmahls stillt Jesus leiblichen und seelischen Hunger.
Mich bewegt jedoch nicht zuerst die Frage nach unserem Hunger, sondern die Frage nach unserer Sattheit. Unsere Gesellschaft scheint übersättigt zu sein an Konsumgütern, digitalen Möglichkeiten, selbst der Urlaub wird zum Konsumgut, in dem wir uns der Welt bedienen und so viel mitnehmen wie möglich.
Zugleich sehnen wir uns nach den letzten Geheimnissen, die der Entzauberung standgehalten haben und in deren Tiefe wir eintauchen können, um das Kostbare, Unverfügbare, Heilige zu berühren.
Die Erinnerung an das Paradies ist lebendig, die Sehnsucht danach ist groß. Wir versuchen, darin zu wohnen, zumindest für einige Wochen im Jahr: Urlaubsorte wecken diese Sehnsucht. Wir tauchen ein in eine fremde Inszenierung, möchten etwas davon in einer Unmenge Bilder in die Nachurlaubszeit retten. Alles, womit wir versuchen, unseren Hunger und unsere Sehnsüchte zu stillen, ist wie eine Ersatznahrung. Der Hunger ist vorübergehend gestillt. Dazu kommen ein paar Aromen: Sie schmecken nach Leben, nach Freiheit, nach Glück.
Das Brot des Lebens ist Grundnahrungsmittel für die Seele. Es bringt uns dem Leben mit Gott ein Stück näher. Wer im Glauben das Brot des Lebens zu sich nimmt, der kann die Liebe, die Gnade, die Freiheit, das Leben darin schmecken. In jedem Abendmahl erleben wir das, denn mit diesem Brot schenkt sich Jesus selbst und damit das, was er für uns am Kreuz getan hat.
Was wir empfangen, kann für die Gemeinschaft nicht ohne Folgen bleiben. Nach Paulus ist die Gemeinde selbst der Leib des Herrn. Hoffnung, Liebe, Vergebung soll sie teilen, wie sie Brot teilt und weitergibt. Können wir eine Kirche sein, die den Fragen und den Nöten nicht ausweicht, sondern ihnen Gehör und Worte leiht? Können wir das, was uns gesättigt hat, weitergeben an Kinder und Enkel?
Wir sind eine Kirche, der das Brot des Lebens gegeben ist und die Niemanden hungrig lassen soll.
Ulrike Weyer

Autor:

Online-Redaktion

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