Predigttext zum Sonntag
Blicke, Worte und Taten

Horst Leischner, Pfarrer der St. Jakob- Gemeinde Köthen | Foto: privat
  • Horst Leischner, Pfarrer der St. Jakob- Gemeinde Köthen
  • Foto: privat
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Petrus aber blickte ihn an mit Johannes und sprach: Sieh uns an! Und er sah sie an und wartete darauf, dass er etwas von ihnen empfinge. Petrus aber sprach: Silber und Gold habe ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich dir.
Apostelgeschichte 3, Verse 4-6a 

Sieh mich an, Opa“ ruft mein Enkelkind Lotta quer über den Tisch. Das klingt fast wie eine Ermahnung. Ich war unaufmerksam, fand sie und hatte sie in ihrem Spiel nicht beachtet. Bei der Geburtstagsfeier hatte ich mit anderen Gästen erzählt. Jetzt stand sie im Mittelpunkt. Lotta war die Lehrerin und die Feiergruppe wurde zu ihrer Klasse.
Kinder brauchen Aufmerksamkeit, und es ist gut, wenn sie die einfordern. Die Aufmerksamkeit erfährt der Bettler am Tempel von den beiden Jüngern Petrus und Johannes.
„Sieh uns an“, ist die Aufforderung, die Petrus an den gelähmten Bettler richtet. Der Bettler erwartet keine persönliche Zuwendung. Er hofft auf Geldmünzen, damit er leben kann. So gelingt es ihm, jeden Tag aufs Neue zu überstehen. Er hat Freunde, die ihm dabei helfen.
Petrus und Johannes schenken ihm Aufmerksamkeit. Sie gehen nicht achtlos vorbei und lassen eine Münze fallen. Sie nehmen ihn an, den Bettler mit seiner Krankheit. In dieser persönlichen Begegnung steckt eine große Kraft. Der gegenseitige Blick in die Augen sagt mehr als viele Worte. Den Erwartungen des Mannes werden Petrus und Johannes nicht gerecht. Sie übertreffen sie um Unendliches. Nach der Anrede packt Petrus zu. Er greift die rechte Hand und richtet den Bettler auf. Der gelähmte Mann steht nun fest auf seinen Beinen und lobt Gott. Seine Kraft wird in dieser Wundererzählung beschrieben.
Sieh mich an, Gott – kann unser Gebet sein. Schenke mir deinen Blick und gib mir Kraft für jeden neuen Tag.
Gott sieht uns an. Er blickt in unsere Gesichter und ist bei uns an guten und schweren Tagen. Diese Erfahrung dürfen wir mit dem Bettler vor dem Tempel teilen.
In unserer kleinen Stadt gibt es auch Bettler, manchmal sind sie in der Fußgängerzone und auch auf dem Markt vor der Kirche anzutreffen. Ihre Blicke sind oft nach unten auf die Sammelschale gerichtet. Ich möchte sie ansehen und ihnen Zuwendung schenken, genauso wie meinem Enkelkind Lotta.
Horst Leischner

Autor:

Mirjam Petermann

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