Die Pinzettengeburt
Zum Kern des Wunders gekommen

Früher hat er Smartphones repariert, heute gestaltet Ludwig Haltmayr Walnusskrippen. Die Idee zu dem kernigen Hobby kam dem selbstständiger IT-Dienstleister im Gebet. | Foto: Foto (2): kna-bild/Christopher Beschnitt
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  • Früher hat er Smartphones repariert, heute gestaltet Ludwig Haltmayr Walnusskrippen. Die Idee zu dem kernigen Hobby kam dem selbstständiger IT-Dienstleister im Gebet.
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Eine Walnuss ist klein, und doch passt Großes in sie rein. Der Allgäuer Ludwig Haltmayr bringt darin die Szenerie von Jesu Geburt im Stall zu Bethlehem unter. Zu diesem Handwerk gekommen ist er durch ein Gebet.

Von Christopher Beschnitt

Am Anfang hatte er eine harte Nuss zu knacken. "Das Knacken an sich war schon leicht", sagt Ludwig Haltmayr. "Es war aber die Frage, wie dabei die beiden Schalenhälften heile bleiben." Dass die Schalen schön aussehen, ist wichtig - umschließen sie doch nichts weniger als die Darstellung von Jesu Geburt im Stall zu Bethlehem.
Denn Haltmayr ist Krippenbauer. Aber kein gewöhnlicher. Seine Krippen sind Miniaturen - sie stecken in Walnüssen. Wie es dazu kam, erzählt der 31-Jährige aus Sulzberg im Allgäu so: "2018 hat mir ein Freund ein Video über eine Krippe in einer Nussschale gezeigt. Das hat mich total begeistert, und ich hab mir gedacht: Das kann ich noch besser, detailreicher und mit LED-Beleuchtung - ich bin ja technikaffin."

Haltmayr ist von Beruf selbstständiger IT-Dienstleister. Früher habe er oft Smartphones und Notebooks repariert. "Dadurch war mir das Werkeln mit filigranen Dingen nicht neu." Dass ihm dieses Video gezeigt wurde, sieht Haltmayr als Gebetserhörung. "Ich hatte Gott gebeten, mir ein christliches Projekt aufzuzeigen. Das war so in meinem Herzen drin." Haltmayr ist Katholik. Er engagiert sich ehrenamtlich in der Kemptener Jugendkirche "Open Sky". "Daneben wollte ich gern noch was Meditatives machen, zum mentalen Ausgleich. Wichtig war mir, dass damit die Botschaft verknüpft ist, dass die Menschen einander mit Liebe begegnen sollen. Eben so, wie Jesus es vorgemacht hat."

Um dessen Geburtsstätte in eine Walnuss zu bringen, braucht Haltmayr an die 20 Arbeitsstunden. Los geht's mit der Auswahl der Nuss. "Ich suche im Supermarkt nach großen, bauchigen Exemplaren. Dann folgt das Knacken. "Und da ist es eben schwierig, die Nuss so zu entzweien, dass nichts splittert und Risse zieht."
Wie der Handwerker das Problem gelöst hat? "Durch Erwärmen per Heißluftfön. Mit einer Rohrzange knacke ich die Nuss dann vorsichtig an. Mit einem Spezialwerkzeug aus der Handyreparatur öffne ich sie schließlich ganz sachte." Danach werden die Kerne herausgenommen. "Die esse ich auf oder gebe sie draußen den Vögeln."

Dann putzt Haltmayr die Schaleninnenseiten mit einem Mikrofräser aus. Ist das getan, legt er die Nuss beiseite und nimmt die Figuren zur Hand. "Die kaufe ich als Rohlinge und bepinsele sie mit Acrylfarbe." Während die Bemalung trocknet, widmet sich der Tüftler der Technik: Er verbindet Kabel mit wechselbaren Knopfzellen, damit seine Krippenbilder auch erleuchtet sind, manchmal inszeniert er zudem ein heimeliges Lagerfeuer. Die Drähte und Batterien versteckt Haltmayr daraufhin unter einer Kunststoffmasse, die in die untere Schale eingedrückt wird.

Auf ihr wiederum entsteht die Geburtsstätte Gottes. Dazu nutzt Haltmayr unter anderem echtes Stroh und echte Steinchen. Um die Miniaturausgaben von Maria und Josef, Ochs und Esel und natürlich des Jesuleins dazwischen zu platzieren, bedient er sich spitzer Pinzetten. Es folgt die Innenbemalung der oberen Schale.
Diesen Schritt erledigt der Krippenbauer - wie alle anderen - daheim an einem kleinen Tisch im Wohnzimmer. Sein Blick zum Fenster geht dabei hinaus auf den Grünten - "unser Hausberg", wie Haltmayr sagt. "Klar, dass ich den auch schon mal als Krippenhintergrund gemalt habe." Zum Schluss wird noch eine kleine Kerbe in jede Schalenhälfte gefräst, um in diese Lücke ein Scharnier zum Auf- und Zuklappen einzukleben. Noch mal springt kurz die Fräse an und schafft ein kleines Loch je Schale. Da kommen Magneten zum Verschluss rein - fertig.

Rund 50 Krippen hat Ludwig Haltmayr auf diese Weise schon gefertigt. "Alles Unikate und darunter auch ein paar Skurrilitäten: Ich hab mal eine Walnuss mit Meer und Strandleben gefüllt. Einmal habe ich außerdem eine Kokosnuss hergenommen. Aber ich hab festgestellt: Der Reiz des Bauens ist umso größer, je kleiner das Rahmenobjekt ist." Also zurück zur Walnuss. Der Nachschub sei langfristig gesichert, fügt Haltmayr hinzu. "Ich hab jetzt einen Baum in den Garten gepflanzt.

Seinem Hobby geht Haltmayr übrigens das ganze Jahr nach. "Deshalb hört man bei mir auch schon mal im August 'Last Christmas'." Und was geschieht mit all den Krippen? "Ich verkaufe sie übers Internet", sagt der Allgäuer. Ein Exemplar koste je nach Innengestaltung etwa 250 Euro, zehn Prozent davon gingen an den Kinderschutzbund Kempten. Eine Krippe aber wird Ludwig Haltmayr niemals hergeben. "Die für meine verstorbenen Großeltern. Immer zu Weihnachten bringe ich sie ihnen aufs Grab, geschützt unter einer Kuppel. Bei ihnen sei er mit seiner Mutter aufgewachsen, "in einer heilen Welt". Heile wie die Schalen einer gut geknackten Nuss.

(kna)

walnusskrippe.de

Früher hat er Smartphones repariert, heute gestaltet Ludwig Haltmayr Walnusskrippen. Die Idee zu dem kernigen Hobby kam dem selbstständiger IT-Dienstleister im Gebet. | Foto: Foto (2): kna-bild/Christopher Beschnitt
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