»Übermorgenland«: Markus Spieker beschreibt die Zukunft als widersprüchlicher, weiblicher, religiöser
Erwachen aus der provinziellen Lethargie

Spieker, Markus: Übermorgenland. Eine Weltvorhersage, Fontis, 320 S., ISBN 978-3-03848-164-5, 20 Euro
  • Spieker, Markus: Übermorgenland. Eine Weltvorhersage, Fontis, 320 S., ISBN 978-3-03848-164-5, 20 Euro
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Es gibt Bücher, die einen beschenken mit einer neuen Sicht und mit Erkenntnissen, die das Leben bereichern. »Übermorgenland« von Markus Spieker ist solch ein Buch. Das hat Gründe.
Erstens ist es der Stil des Buches, der fasziniert. Spieker ist ein kreativer, frischer und witziger Formulierer, ein mutiger Grenzgänger, der die Mythen unserer Zeit entzaubert und platten Sätzen wie »Nichts ist gut in Afghanistan« die Wirklichkeit gegenüberstellt. Er leuchtet hinter die Kulissen von Medien und Politik: »Die Eliten von heute stürzen sich auf die Ideen von gestern und sind deshalb unfähig, die Probleme von morgen in den Griff zu kriegen.«
Zweitens der Inhalt: Zuerst geht es um »Gesternland«. Der promovierte Historiker schaut von außen und mit globaler Perspektive auf unser Land, beschreibt dessen Stärken und Schwächen und nimmt die Zukunftsfähigkeit unter die Lupe. Spiekers Blick ist geschult durch seine jahrelange journalistische Arbeit im ARD-Hauptstadtstudio Berlin und von 2015 bis 2018 als Leiter des ARD-Studios Südasien.
Im Vergleich zur wachsenden Wissenschafts- und Wirtschaftsdynamik im asiatischen Raum wirkt Deutschland wie ein Land, das vor allem mit sich beschäftigt ist, mit seiner Vergangenheit, mit seinen Errungenschaften, mit seiner Rolle als Moralinstanz für die Welt, das aber im Begriff ist, den Anschluss zu verlieren. Spieker zeigt, wie sich unser Land durch moderne Mythen blockiert, die uns am Aufbruch hindern.
Im zweiten Teil »Morgenland« beschreibt der Autor zwanzig Triebkräfte des Wandels, die global wirken und zu starken Veränderungen führen. Die Welt wird widersprüchlicher, wärmer, weiblicher, klüger, religiöser, familienorientierter, um nur einige Trends zu nennen.
Im Schlussteil »Übermorgenland« entwirft Spieker hoffnungsvolle Perspektiven für die Zukunft. Über unserem Land liegt eine provinzielle Lethargie, aus der wir erwachen, wenn wir unsere Probleme im Kontext der Welt sehen, die ideologischen Brillen abnehmen und einen kämpferischen Ehrgeiz entwickeln, wieder zu den Besten zu gehören. Der Weg in eine verheißungsvolle Zukunft wird nur gelingen durch die Abkehr von einer materialistischen, hedonistischen Konsummentalität und einer Rückbesinnung auf Glaube und Liebe.
Spieker beobachtet das weltweite Wachstum des Christentums, das wie keine andere Religion geeignet ist, praktische Antworten auf die Probleme der Zukunft zu geben. Das liberale »entmythologisierte« Christentum des Westens, das den Zweifel über den Glauben stellt, wird dabei kaum einen Beitrag leisten, sondern zu einem Randphänomen werden. Die Kirchen, die am alten, dynamischen Glauben festhalten und diesen verkündigen, werden wachsen und zu Trägern der Hoffnung.
Der dritte Grund, der für die Lektüre spricht, ist die großartige Weite an Wissen und Erfahrung, die dieses Buch lesenswert macht. Spieker versteht nicht nur etwas von Digitalisierung, Globalisierung und Medialisierung. Er verfügt über eine umfangreiche geisteswissenschaftliche Bildung und bringt wichtige Gedanken aus Philosophie, Soziologie und Theologie ein. Zusammengefasst: Das Buch ist ein Augenöffner erster Güte.
Alexander Garth, Buchautor und Pfarrer in Wittenberg

Spieker, Markus: Übermorgenland. Eine Weltvorhersage, Fontis, 320 S., ISBN 978-3-03848-164-5, 20 Euro

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