Nationalsozialismus
Bibliothek gibt Bücher an Erben zurück

Foto: picabay.com/jarmoluk

Wolfenbüttel/Wien (epd). Mehr als 80 Jahre nach der Enteignung eines jüdischstämmigen Bibliothekars aus Wien gibt die Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel drei Bücher an die Erben des früheren Eigentümers zurück. Die dreibändige historische Ausgabe des satirischen Romans «Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker» von Friedrich Nicolai (1733-1811) gehörte bis 1940 dem Kunst- und Büchersammler Moriz Ritter von Grünebaum (1873-1941), wie die Bibliothek am Montag nach einer umfassenden Recherche zur Herkunft der Werke mitteilte. Über nicht vollständig geklärte Wege gelangte sie nach dem Zweiten Weltkrieg nach Wolfenbüttel.

Grünebaum war den Angaben zufolge in Wien als Jude zum Katholizismus konvertiert. Nach der Eingliederung Österreichs ins «Deutsche Reich» im März 1938 war er aber dennoch antisemitischen Verfolgungen durch die Nazis ausgesetzt. 1940 wurde er gezwungen, zunächst zu seiner Schwester und dann in eine «Sammelwohnung» zu ziehen. Zuvor musste er seine umfangreiche Buchsammlung bei einer Spedition einlagern. 1942 starb Grünebaum im Getto Theresienstadt in Tschechien im Alter von 69 Jahren.

Zwischen 1948 und 1957 tauchten dann nach und nach Werke aus seinem früheren Eigentum im Wiener Kunsthandel auf. Der Name der Spedition, wo die Bücher lagerten, stand nach dem Krieg in Verbindung mit einer Reihe von Fällen, in denen es um Kulturgutverluste aufgrund der Verfolgung durch die Nationalsozialisten ging. Sie soll zwischen 1943 und 1945 bei ihr eingelagerte Bestände veruntreut haben.

Die dreibändige Buchausgabe des satirischen Romans gelangte zunächst in den Besitz des Komponisten Ernst Pepping (1901-1981) in Berlin und kam dann 1985 nach Wolfenbüttel, als die dortige Bibliothek den Nachlass Peppings übernahm. Der Hochschullehrer hatte seine Sammlung mit rund 2.300 deutschen und europäischen Werken nach eigener Aussage in der Nachkriegszeit zusammengestellt. Es sei jedoch nicht auszuschließen, dass er einzelne Bände bereits während der NS-Zeit erworben habe, erläuterte die Bibliothek. Sie lässt derzeit einen Teil ihrer Zugänge auf NS-Raubgut hin prüfen.

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Online-Redaktion

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