Blickwechsel
Sant’Egidio: Im Nebel des Krieges

Cesare Zucconi, Generalsekretär der katholischen Gemeinschaft Sant’Egidio | Foto: Sant’Egidio
  • Cesare Zucconi, Generalsekretär der katholischen Gemeinschaft Sant’Egidio
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In dieser Woche war das 37. Friedenstreffen von Sant’Egidio in Berlin zu Gast. Almut Siefert hat mit dem Generalsekretär der katholischen Laiengemeinschaft, Cesare Zucconi, gesprochen.

Das Motto des Treffens lautete „Den Frieden wagen“. Es klingt fast, als wäre es ein Risiko, sich auf den Frieden einzulassen …
Cesare Zucconi: Wir leben in einer Zeit, die so stark vom Krieg geprägt ist, dass die Versuchung groß ist, einfach zu resignieren, den Krieg als etwas zu sehen, das uns immer begleiten und das Leben der Menschen bestimmen wird. Wir leben im Nebel des Krieges, wir sehen den Frieden nicht mehr als ein mögliches Szenario für unsere Zukunft. Aber wir müssen uns auch fragen: Können wir wirklich nicht mehr tun für den Frieden?

Ihre Gemeinschaft ist auch für ihr Handeln in der Flüchtlingskrise bekannt. Wie viele Menschen wurden über die humanitären Korridore nach Europa gebracht?
Bis heute sind es etwa 7000 Menschen, die auf diesem Weg nach Europa gekommen sind. Ich möchte betonen, dass die humanitären Korridore ein ökumenisches Projekt sind, das wir zusammen mit den Protestanten machen – sie sind ein wichtiges Zeugnis für eine ökumenische Zusammenarbeit. Das ist ein gelungenes Modell, das zeigt, dass es eine Alternative zu diesem tragischen Geschehen im Mittelmeer gibt, eine sichere Alternative, die auch den Schleppern ihre Beute wegnimmt. Und diese humanitären Korridore sind ein Beispiel der Synergie, der Zusammenarbeit zwischen Politik und Zivilgesellschaft. So ein komplexes Phänomen, wie das der Migration, kann eine Regierung nicht alleine schaffen.

Gab es schon einmal ein Jahr, in dem so viele Krisen zeitgleich herrschten?
Ich denke, eine große Krise war in der Zeit nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Als wir damals weitergemacht haben, haben wir viel Gegenwind bekommen. Einer der freundlichsten Ausdrücke war: Ihr seid naive Idioten. Weil wir weiter an einen Dialog mit den Muslimen geglaubt haben, an eine gemeinsame Zukunft. Wir haben hartnäckig weitergemacht und ich glaube, heute sieht man die Früchte davon.

Ist das Treffen ein Beispiel für gelungene Ökumene?
Ja, vor allem der Abschluss der Veranstaltung, wenn die unterschiedlichen Religionen für den Frieden beten. Zwar an getrennten Orten, je nach der religiösen Tradition, aber das ist auch der Geist von Assisi: Es geht nicht um einen Obstsalat der Religionen, sondern darum, dass jeder sich mit seiner Identität einbringt.

(epd)

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Online-Redaktion

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