Colonia Dignidad
Menschenrechtsinstitut benennt Gräuel

- Mai 2024: Protestmarsch mit Fotos von Menschen die in Colonia Dignidad (Chile) festgenommen, gefoltert und ermordet wurden. In der ehemaligen Sektensiedlung und Folterzentrum Colonia Dignidad in Chile soll eine Gedenkstätte entstehen. Es ist ein wichtiger Schritt in einem langen Aufarbeitungsprozess.
- Foto: epd-bild/Belen Ramirez
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Santiago de Chile (epd). Die Verbrechen in der ehemaligen Colonia Dignidad in Chile sind nach Einschätzung des staatlichen Menschenrechtsinstituts INDH als systematische Menschenrechtsverletzungen einzustufen. Der chilenische Staat habe seine Verantwortung gegenüber den Opfern bislang nicht ausreichend anerkannt, heißt es in einem Bericht, den das INDH in Santiago de Chile vorgelegt hat. In der abgeschotteten Siedlung seien nahezu alle Formen von Grundrechtsverletzungen begangen worden.
«Chile hat seine Souveränität über ein Gebiet abgegeben und zugelassen, dass dort schwerste Verbrechen verübt wurden», sagte die Direktorin des INDH, Consuelo Contreras, bei der Vorstellung des Berichts. Ehemalige Bewohnerinnen und Bewohner der Colonia Dignidad begrüßten den Bericht. Es sei das erste Mal, dass eine staatliche Institution die Gräueltaten ausdrücklich als systematische Menschenrechtsverletzungen einordne, zitierte Radio Bio-Bio aus einer Mitteilung.
Die Colonia Dignidad, zu Deutsch «Siedlung der Würde», wurde 1961 vom Laienprediger Paul Schäfer gegründet, der wegen sexuellen Missbrauchs aus Deutschland geflohen war. In der Siedlung waren Zwangsarbeit, Gewalt und sexueller Missbrauch Alltag. Während der chilenischen Militärdiktatur (1973-1990) diente das Gelände als geheimes Folterzentrum. Mehr als 100 Menschen wurden dort ermordet.
Derzeit läuft ein Enteignungsverfahren, um auf dem Gelände ein offizielles Erinnerungszentrum zu errichten. Einige der noch dort lebenden ehemaligen Sektenmitglieder lehnen das ab, andere unterstützen das Vorhaben. Der ehemalige Bewohner Winfried Hempel sagte im April, die sektenähnlichen Strukturen bestünden teils bis heute. Es sei daher wichtig, dass der Staat endlich Präsenz zeige.
Autor:Online-Redaktion |
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