USA
Die Macht der evangelikalen Wähler

In seiner Funktion als US-amerikanischer Präsident sprach Donald Trump im Januar 2020 beim March for Life, dem Marsch für das Leben, in Washington. | Foto: kna-bild/CNS/Tyler Orsburn/
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Bei den Republikanern kämpfen in den Vorwahlen rund ein Dutzend Kandidaten um die Gunst der Wähler, überzeugen müssen sie vor allem weiße evangelikale Wähler. Donald Trump erhält dabei Konkurrenz.
Härtetest wird eine TV-Debatte am 23. August.

Von Konrad Ege (epd)

Bei den Vorwahlen der Republikanischen Partei für die US-Präsidentschaftskandidatur 2024 konkurrieren ein Dutzend Anwärter und eine Anwärterin. Diejenigen, die vom Weißen Haus träumen, umwerben besonders weiße evangelikale Wähler, die in der Partei in vielen Staaten den Ton angeben. Aus einer religiös-politischen Strömung ist in den vergangenen Jahren eine prägende Kraft geworden. Niemand wird ohne die Evangelikalen zum republikanischen Präsidentschaftskandidaten nominiert.

Viele Wählerinnen und Wähler haben sich noch nicht festgelegt. Für Ex-Präsident Donald Trump ist das problematisch: Im Weißen Haus konnte er sich fest auf evangelikale Wähler verlassen, die wie Trump Amerika zu seiner vermeintlichen Größe zurückführen wollten, als konservative Weiße das Sagen hatten und für die Amerika «zuerst» kam.

Trump sagt heute mit Blick auf das Abtreibungs-Urteil des Obersten Gerichtshofs, kein Präsident habe so «hart gekämpft für die Christen» wie er. Bei den Hauptwahlen vom 2020 und 2016 stimmten mehr als drei Viertel der weißen evangelikalen Wählerinnen und Wähler für Trump.

An Bob Vander Plaats kommen die Anwärter kaum vorbei. Der 60-Jährige leitet im Bundesstaat Iowa den einflussreichen evangelikalen Verband «The Family Leader», der Christen zum politischen Engagement ermutigt, Wahlveranstaltungen organisiert und in Medien als konservative christliche Stimme präsent ist. Im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) äußerte sich Vander Plaats positiv über das gesamte Kandidatenfeld.

«Alle Kandidaten sagen, was konservative Christen hören wollen», sagt er. Man wertschätze Trumps Errungenschaften. Er höre jedoch von Wählerinnen und Wählern, dass es vor allem darauf ankomme, jemanden zu finden, der im November 2024 gegen den demokratischen Präsidenten Joe Biden gewinnen könne. Trump sei vielleicht zu sehr mit seiner Vergangenheit beschäftigt, sagt Vander Plaats. Konservative weiße christliche Wähler stellen die Mehrheit bei Iowas Vorwahlen.

Iowa - konservativer, ländlicher, weißer und religiöser als viele andere Landesteile - ist am 15. Januar der erste Vorwahlstaat. Trump und sein mutmaßlicher Hauptrivale, der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, dürfen keine Schwäche zeigen. Weniger aussichtsreiche Kandidaten wie Ex-Vizepräsident Mike Pence, die frühere UN-Botschafterin Nikki Haley, Senator Tim Scott, Ex-Gouverneur Asa Hutchinson und Biotech-Gründer Vivek Ramaswamy, könnten zu ernsthaften Konkurrenten werden, wenn sie «besser als erwartet» abschneiden.

Jimmy Carter, der relativ unbekannte Erdnussfarmer und Gouverneur aus Georgia, war 1976 nach intensivem Wahlkampf in Iowa bei den demokratischen Vorwahlen überraschend Erster geworden. Schließlich wurde er Präsident.

Als wohl einflussreichste rechts-christliche Organisation gilt in den USA die nach eigenen Angaben mehr als zwei Millionen Mitglieder zählende «Faith and Freedom Coalition». Beinahe alle republikanischen Anwärter haben ihre Aufwartung gemacht bei der «Road to Victory»-Versammlung des Verbandes Ende Juni - mit Bekenntnissen gegen Abtreibung, gegen «wokes» Gedankengut und für patriotische Werte.

Evangelikale Christen sorgten sich um Abtreibung, Religionsfreiheit, den wachsenden Einfluss des Säkularen, jedoch auch um wirtschaftliche Anliegen und Inflation, sagte Koalitionsdirektor Timothy Head dem epd. Das Hauptanliegen sei, Biden aus dem Weißen Haus zu vertreiben. Wer das am besten erreichen kann, ist noch offen.

Donald Trump muss sich zwar in Gerichtsverfahren unter anderem wegen seines Umgangs mit Geheimakten und versuchter Manipulierung des Wahlergebnisses von 2020 verantworten. Viele Trump-Anhänger beeindruckten rechtliche Probleme aber nicht negativ, sagt Timothy Head. Strafverfolgung könne auch Sympathien bringen.

Für Aufsehen sorgt ein politischer Newcomer: Mit dem Milliardär und Unternehmer Vivek Ramaswamy kandidiert erstmals ein Hindu, der mit 37 Jahren nicht einmal halb so alt ist wie Amtsinhaber Biden. Er beklagt, die USA stünden in einer «Identitätskrise» mit einem drohenden Verlust jüdisch-christlicher Werte, die er trotz seines Glaubens teile. Ramaswamy käme bei vielen Konservativen an, sagt Vander Plaats.

Härtetest für die republikanischen Kandidaten ist die erste Fernsehdebatte am 23. August. Nicht alle dürften sich zur Teilnahme qualifizieren. Anwärter müssen in drei Umfragen auf wenigstens ein Prozent der Stimmen gekommen sein und ein Minimum von 40.000 Wahlspendern aus mindestens 20 Bundesstaaten haben. Und sie müssen versprechen, dass sie den Vorwahlsieger unterstützen werden. Trump, der laut Umfragen einen großen Vorsprung hat, will nach Informationen der «New York Times» wohl nicht an der TV-Debatte teilnehmen, sondern stattdessen dem ehemaligen Fox-News-Moderator Tucker Carlson ein Interview geben.

Autor:

Katja Schmidtke

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