Geplant ist, Weihnachten Jerusalem zu erreichen. Dort soll eine aus Militärschrott gegossene Friedensglocke an eine Schule übergeben werden, in der jüdische, muslimische und christliche Kinder unterrichtet werden.
Der Pferde-Friedenstreck in den Nahen Osten sitzt seit über einer Woche am türkischen Grenzübergang D3 in Kapikule fest. Die 15-köpfige Gruppe wartet auf eine Einreise- und Durchreisegenehmigung für die neun Pferde. Lesen Sie hier einen Eintrag aus dem Online-Tagebuch.
Von Donatha Castell
In Deutschland ist schon wieder Herbst, habe ich gehört – das kann man hier an der bulgarisch-türkischen Grenze nicht behaupten. Seit Tagen warten wir bei tagsüber 34 Grad im Schatten – und der ist hier rar – auf die Einreise in die Türkei.
Der in Berlin gestartete Pferde-Friedenstreck in den Nahen Osten sitzt seit einer Woche am türkischen Grenzübergang Kapikule fest. Die Lage sei für die derzeit 15 Menschen vor Ort anstrengend, sie seien jedoch weiter hoffnungsvoll.
Die ist aus verschiedenen Gründen schwierig: Nicht nur mangelhaft vorbereitete Unterlagen seitens der Treckleitung, sondern womöglich auch politische, konfessionelle oder kulturelle Hintergründe spielen eine Rolle. Die Entscheidung wann es für uns weitergehen kann, wird nicht hier vor Ort getroffen, sondern in einem Ministerium in Ankara.
Kurz vor der türkischen Grenze hat einer der Teamleiter die Reise abgebrochen. Donatha Castell hat sich nun dem Pony-Team angeschlossen
Die Grenzbeamten dafür aber sind besonders freundlich und großzügig: Sie ermöglichen uns täglich einkaufen zu gehen und Futtermittel zu beschaffen. Sie versorgen uns mit Strom und Wasser und verdoppeln sogar den Turnus der Müllabfuhr – Pferdeäpfel sind schwer und zahlreich. Einige von uns dürfen auch in die nahe gelegene Stadt Edirne fahren.
Die Grenzbeamten seien freundlich und großzügig, berichtet Donatha Castell: Sie ermöglichen es den Treckmitgliedern täglich einkaufen zu gehen und Futtermittel zu beschaffen.
Kurz vor der Grenze hat leider mein Teamleiter die Reise abgebrochen, so dass mein Mann und ich plötzlich ohne Aufgabe dastanden. Nun hat uns das Pony-Team aufgenommen. Hier tun wir ähnliche Dienste, nur die Pferde sind eben kleiner. Auf dem glatten Asphalt der Grenzanlagen drehen wir nun täglich, kurz vor Sonnenaufgang unsere Runden – die Ponys müssen bewegt und beschäftigt werden. Von der Grenzanlage aus können wir in unmittelbarer Nähe die Dächer einer Moschee sehen – und den Muezzin hören: Er grüßt zu dieser Zeit bereits vom Minarett herüber.
Abendrunde am Grenzübergang: Die neun Pferde, darunter auch Ponys, brauchen während der Wartezeit Bewegung.
Die Treckteilnehmer gehen mit dieser Ausnahmesituation unterschiedlich um: Für die einen ist es eine willkommene Pause, für die anderen Freiheitsberaubung. Das täglich auszugleichen, ist nicht immer leicht. Wenn es einer schafft, dann eines unserer Team-Mitglieder. Er ist Koch und verwöhnt uns sagenhaft. Es heißt doch immer: Essen hält Leib und Seele zusammen. Ich stelle zum ersten Mal fest, dass da etwas Wahres dran ist.
Geplant ist, Weihnachten Jerusalem zu erreichen. Dort soll eine aus Militärschrott gegossene Friedensglocke an eine Schule übergeben werden, in der jüdische, muslimische und christliche Kinder unterrichtet werden.
Für die vielen Begegnungen und Gespräche hier, für die Erleichterungen durch die Behörden, für die stabile Internet- und Telefonverbindung – erstere schon türkisch, letztere noch bulgarisch – bin ich dankbar. Selten habe ich erlebt, so gar nichts an einer Situation ändern zu können – umso mehr wächst mein Glaube, dass Gottes Pläne höher sind als die der Menschen. Und sie sind immer besser, auch wenn es anders kommt, als gedacht.
Aus Syrien liegt uns mittlerweile eine offizielle Einladung vor. Dort soll unsere Tour nach rund 1.600 Kilometern durch die Türkei fortgesetzt werden. Bis es soweit ist, harren wir hier aus und erwarten eine Entscheidung der türkischen Behörden mit gebändigter Spannung.
Hintergrund
Der Friedenstreck war am 80. Jahrestag des Weltkriegsendes am 8. Mai in Berlin gestartet. Ende August hatte er nach mehr als 2.700 Kilometern Fahrt die EU verlassen und das bulgarisch-türkische Grenzgebiet erreicht.
Geplant ist, Weihnachten Jerusalem zu erreichen. Dort soll eine aus Militärschrott gegossene Friedensglocke an eine Schule übergeben werden, in der jüdische, muslimische und christliche Kinder unterrichtet werden.
Donatha Castell berichtet exklusiv für die Kirchenzeitung in einem Online-Tagebuch von ihren Erlebnissen.
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