35 Jahre Ökumenische Versammlung
Revolutionäre Kräfte

Umbruch: Die dritte Ökumenische Versammlung für Gerechtigkeit Frieden und Bewahrung der Schöpfung Ende April 1989 in der Kreuzkirche in Dresden. Über 3000 Teilnehmer knüpften ein Netz bis unter die Gewölbedecke der ​Kirche, als ein Symbol der Zusammengehörigkeit. | Foto: epd-bild/Bernd Bohm
  • Umbruch: Die dritte Ökumenische Versammlung für Gerechtigkeit Frieden und Bewahrung der Schöpfung Ende April 1989 in der Kreuzkirche in Dresden. Über 3000 Teilnehmer knüpften ein Netz bis unter die Gewölbedecke der ​Kirche, als ein Symbol der Zusammengehörigkeit.
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Hier lesen Sie die Fortsetzung  des  Titelbeitrags von Bettina Röder aus der gedruckten Ausgabe und dem E-Paper der „Glaube + Heimat“ Nr. 6 vom 12. Februar 2023.

„Das ist ja wirklich Befreiungstheologie pur, wie ich sie aus Lateinamerika und anderen Ländern kenne“, sagt die langjährige Vorsitzende von Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste. Doch es gebe einen Unterschied: Bei den Texten der Ökumenischen Versammlung ziehe sich von Anfang bis Ende konsequent die Absage an jegliche Gewalt. Bis heute heißt das, Kriege sind ein Verbrechen, egal wer sie auslöst. Bei allen gewaltvollen Exzessen auf der Erde habe die zivilisierte Welt die „verdammte Pflicht und Schuldigkeit, solche Gewalt so schnell wie möglich zu beenden“. Für sie heißt das auch: „In der Ukraine gießen wir mit den Waffenlieferungen immer weiter Öl ins Feuer. Erstmal muss verhandelt werden.“

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Ihr Mitstreiter von damals, der katholische Theologe Joachim Garstecki, der beim Kirchenbund in der DDR die Friedensabteilung geleitet hat, ist anderer Meinung. Man könne nicht von vornherein Waffen zur Verteidigung der Ukraine mit dem Argument der vorrangigen Option der Gewaltfreiheit ausklammern. Die sei durch die Logik dieses verbrecherischen Krieges von Putin außer Kraft gesetzt worden. „Wir müssen alles dafür tun, dass die Logik des Friedens wieder in Kraft gesetzt wird, indem wir eine politische Lösung für diesen Krieg fordern und alle politischen Anstrengungen dafür unternommen werden“, sagt er.

Von den Kirchen sei bei diesem Rückfall in den Krieg fast nichts zu hören. Dieses Schweigen sei „schrecklich“, denn ohne die kritische Kommentierung von ihnen habe es die Friedenslogik schwer. Das sei ein Rückschlag im Blick auf die Ökumenischen Versammlungen. Was dort als „Schalom Gottes“, als Umkehr, beschrieben wird, damit „sind wir immer noch nicht weitergekommen“.

Auch Michael Beleites hatte sich 1988 mit einem Zeugnis der Betroffenheit an der Diskussion beteiligt. Dabei ging es um den Uranbergbau in der DDR. „Menschen aus Sachsen und Thüringen, Gemeindeglieder unserer Kirchen, waren so an der Herstellung von Atomwaffen beteiligt“, sagt er. Da sei auch die christliche Verantwortung gefragt gewesen. „Diese Situation haben wir in unserer Demokratie durch die Einstellung und Sanierung des Uranbergbaus nicht mehr. Aber die Bedrohungslage, die hat sich nicht erledigt.“ Dann kommt er auf den Punkt zu sprechen, der heute hochaktuell ist: die erneut aufgeflammte Diskussion um das Weiterbetreiben von Atomkraftwerken, für das nicht nur die Endlagerfrage ungeklärt ist, sondern auch Uran benötigt wird. „Das Problem ist doch, dass Uranbergbau nirgendwo ohne Gefährdung von Umwelt und Menschen abgeht.“

Er muss es wissen. Mit seiner mutigen Veröffentlichung der „Pechblende“ in der DDR hatte er auf genau diese Probleme aufmerksam gemacht. Für ihn sei es eine „heuchlerische Angelegenheit“, immer so zu tun, als sei die Energiegewinnung durch Atomkraft „eine saubere Sache“. Uran werde ja heute noch immer dafür abgebaut: in Russland, in Namibia, Australien in Kanada. „Deutschland ist beteiligt, wenn es das auf dem Weltmarkt bezieht.“

Doch auch in Fragen der Kommunikation könne man von der Ökumenischen Versammlung lernen. Nicht nur die Stimmung, sondern auch die Sorgen der Menschen seien da aufgenommen worden. Eine „Schule der demokratischen Mitbestimmung“, die er sich angesichts der Vertrauenskrise zwischen oben und unten, zwischen Regierenden und Regierten auch heute wünscht.

Hans-Joachim Döring indes ist optimistisch. Aus Berlin hat er Signale bekommen, dass die Entschädigung der Gastarbeiter aus Mosambik noch in dieser Legislaturperiode des Bundestages auf den Weg gebracht werden soll. Auch Dank des Engagements der DDR-Opferbeauftragten Evelyn Zupke „Was für ein Erfolg für einen langen Kampf so vieler“, freut er sich.

Autor:

Online-Redaktion

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