Corona-Krise
Gottesdienst per Telefon

Telefonkonferenz: Eine Möglichkeit Gottesdienst zu feiern.  | Foto: Petar Neychev – stock.adobe.com
  • Telefonkonferenz: Eine Möglichkeit Gottesdienst zu feiern.
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Auf dem Schreibtisch stand die brennende Kerze, auf dem Laptop war der Liederzettel angezeigt. Und das Telefon war auf Lauthören und Freisprechen geschaltet. Am vergangenen Sonntag lud der evangelische Kirchenkreis Nordfriesland zum ersten Mal und wohl auch als erster Kirchenkreis der Nordkirche zu einem Gottesdienst per Telefonkonferenz ein. Über die sozialen Medien wurde dazu aufgerufen, wer den Hinweis sah, konnte sich bei der für Öffentlichkeitsarbeit zuständigen Pastorin Inke Raabe Einwahlnummer und Zugangspasswort geben lassen.
Gut 20 Personen haben das genutzt. „Pling“ machte das Telefon, wenn sich wieder jemand einwählte. Raabe begrüßte jeden Einzeln, wollte wissen, von wo er sich meldet. Die am Weitesten entfernten Anrufer kamen aus Würzburg und Schweden, doch der Kirchenkreis war auch selbst gut vertreten. „Nur von den Halligen haben wir niemanden“, bilanzierte Raabe – und mahnte zur „Funkdisziplin“. „Wenn der Gottesdienst läuft, ist es in den Bänken ruhig.“ Um Punkt zehn Uhr war dann Glockengeläut zu hören. Es begann ein ganz vertrauter Gottesdienst: Mit einem Psalm, einer Lesung aus dem Evangelium, dem Glaubensbekenntnis. Das im Telefon zu hörende Atmen oder Husten anderer Teilnehmer schuf ein Gefühl des „tatsächlich dabeiseins“. Die perfekte Welt des Fernsehgottesdienstes war es gerade nicht.
Probleme gab es bei den Liedern: Denn die Telefonkonferenz verzögert die Stimmübertragungen. Dadurch waren die mitsingenden Teilnehmer des virtuellen Gottesdienstes unterschiedlich weit in den jeweiligen Liedtexten: Am Telefon war eine große Kakophonie zu hören. Beim langsam gesprochenen Vaterunser spielte das indes keine Rolle.
Und auch die Predigt von Pröpstin Annegret Wegner-Braun war gut verständlich: „Es ist ein spezieller Moment, in dem wir gerade sind“, sagte sie im Telefongottesdienst. „Die persönliche Begegnung wird zur Gefahr, Menschen werden auf den privaten Bereich eingeschränkt.“ Doch in all dem, mittendrin, sei Gott. „Und mitten in uns“, sagte Wegner-Braun, die die Gottesdienstbesucher aufforderte, die freie Zeit auch zu nutzen, um nach der Gegenwart Gottes zu suchen. „Es ist nicht sicher, dass es passiert, aber es könnte sein, dass Sie es spüren.“ Ob und wann die Telefongottesdienste fortgesetzt werden, soll in der kommenden Woche entschieden werden.
Auch Pfarrer Hannes Schott aus Bayreuth hat sich auf weitere Ausfälle von Gottesdiensten vorbereitet und bietet sie ebenfalls am Telefon und im Internet an. Seit der Corona-Krise feiert er die Gottesdienste am Telefon, per Livestream im Internet, per E-Mail oder Chat. Auf Facebook ruft der evangelische Pfarrer Privatpersonen zu Bewerbungen auf.
Wohnzimmer-Gottesdienste 2.0 nennt er sein Angebot, das sich an alle richtet, die nicht mehr in die Kirche kommen wollen oder können. Schott ist bekannt für seine ungewöhnlichen Gottesdienste, die er auch schon in Reisebussen abgehalten hat.

Benjamin Lassiwe/Bayerischer Rundfunk

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