Fünf Gründe für den Kirchbesuch im Urlaub
Flickzeug fürs Rad und für die Seele

Foto:  epd-bild/Rolf K. Wegst

Die Aussicht von oben, Abkühlung an heißen Tagen, Kunstschätze und Erholung für Radfahrerinnen und Pilger: Auch außerhalb von Gottesdiensten haben Kirchen viel zu bieten. Fünf Gründe, warum es sich lohnen kann, im Urlaub in eine Kirche zu gehen.

Von Karen Miether

Seit einem Vierteljahrhundert gibt es innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) etliche verlässlich geöffnete Kirchen. Die Initiative startete in Lüneburg. Zunächst beteiligten sich 75 Gemeinden, zumeist aus der Lüneburger Heide. Ziel war und ist es, Raum für Ruhe und Spiritualität zu bieten und die kulturellen und architektonischen Schätze der Kirchen auch außerhalb von Gottesdienstzeiten zugänglich zu machen.

Ein von der Grafikerin Petra Hille-Dallmeyer aus Oyten bei Bremen entwickeltes Logo weist seitdem auf Kirchen hin, die mitmachen. Sie garantieren, dass sie vom 1. April bis zum 30. September mindestens an fünf Tagen in der Woche und dann täglich mindestens vier Stunden die Kirchentüren offen halten. Mancherorts ergänzen digitale Angebote inzwischen die Kirchenöffnung. So kann zum Beispiel eine Orgel per QR-Code gehört werden oder ein offenes, sicheres WLAN steht zur Verfügung.

Fünf gute Gründe für einen Besuch während der Urlaubszeit:

1 - AUSBLICK

Mit 161,53 Metern hat das Ulmer Münster den höchsten Kirchturm Deutschlands. Weltweit wird nur ein Turm der Sagrada Familia in Barcelona ihn noch überragen, wenn dieser erst einmal fertig gebaut ist. Immerhin bis zu einer Plattform in 102 Metern Höhe kann das Ulmer Bauwerk nach Angaben der Kirchengemeinde erklommen werden. Das Münster ist auch die größte Kirche in Deutschland. Mehr als 200 Jahre wurde daran gebaut, von 1377 bis 1543 und dann nach einer langen Pause wieder von 1844 bis 1890.

Niedersachsens höchster Kirchturm ziert die St. Andreaskirche in Hildesheim. Er misst 114,5 Meter. Gäste müssen 364 Stufen bewältigen, bis sie die Aussichtsplattform in 75 Metern Höhe erreichen. Bei klarem Wetter reicht von dort die Sicht bis zum Brocken im Harz. Das Hildesheim Marketing bietet neben regulären Aufstiegen auch solche zum Sonnenuntergang an - und eine «Zeit zu Zweit», mit einer Flasche Sekt zum Ausblick.

2 - ABKÜHLUNG

Die dicken Mauern alter Kirchen bieten an heißen Sommertagen Abkühlung. Im katholischen Dom in Hildesheim etwa liegt die Temperatur laut Weihbischof Heinz-Günter Bongartz noch bei angenehmen 20 Grad, wenn draußen bereits die 35-Grad-Marke erreicht wird. Im Ulmer Münster wird es auch bei Außentemperaturen von über 30 Grad Celsius nie wärmer als 18 Grad. Besonders kühl ist es zumeist in einer Krypta, die unterirdisch liegt, zum Beispiel im Verdener Dom oder der Lüneburger Michaeliskirche.

Mancherorts sind die Kirchen bereits Teil der Hitzeschutzpläne der jeweiligen Stadt, so wie die evangelische Marktkirche in Hannover und die evangelische Marienkirche in Osnabrück. Sie bieten nicht nur für Touristen Erfrischung, sondern auch Wohnungslosen, für die sie bei Bedarf auch Trinkwasser bereithalten.

3 - MUSIK

Im Sommer laden Kirchen vielerorts zu Konzerten ein, die oft auch kostenlos sind, beispielsweise in Osnabrück beim «Orgelsommer» noch bis Anfang August jeweils dienstagabends in den Innenstadtkirchen. Auch außerhalb größerer Städte lohnt sich ein Blick auf die Internetseiten örtlicher Kirchengemeinden.

Beliebt sind im Sommer Kurzformate, wie die «10 sommerlichen Orgelmusiken», die in Bremerhaven samstags ab 12 Uhr für eine halbe Stunde in die Bürgermeister-Smit-Gedächtniskirche einladen. In der Elbestadt Tangermünde in Sachsen-Anhalt kommen Organistinnen und Organisten aus dem In- und Ausland zwischen Mai und Ende Oktober jeweils samstags in die St. Stephanskirche. Sie spielen bei freiem Eintritt um 17 Uhr eine halbe Stunde auf der berühmten Scherer-Orgel aus dem Jahr 1624.

4 - RAST für RADLER und PILGERINNEN

Entlang der Radwanderwege gibt es in Deutschland mehrere Hundert Kirchen, die als Radwegekirchen gekennzeichnet sind. In der Schweiz heißen sie Velowegkirchen. Dort sind zumeist auf dem Vorplatz Tische und Bänke für eine Rast aufgestellt und sie bieten Trinkwasser und Toiletten sowie Infos über die nächstgelegene Pannenhilfe. Einige leisten auch Erste Hilfe - für Rad und Mensch: Sie halten Flickzeug oder Pflaster bereit oder geben
- wie die Marienkirche in Gimte am Weserradweg - den Radelnden Segensworte mit auf den Weg.

Entlang von Pilgerwegen öffnen ebenfalls Kirchen als Ruhepole für die Wandernden, wie am Pilgerweg von Loccum in Niedersachsen ins thüringische Volkenroda. Wie die Radwegekirchen sind auch die Pilgerkirchen extra beschildert. Die meisten Gemeinden haben in den Gotteshäusern Orte der Stille eingerichtet. Dort können Menschen Kerzen anzünden und damit ihren Wünschen und Gebeten Ausdruck verleihen.

5 - KUNST

Auch wer nicht religiös ist, kann in mächtigen Domen berührt werden, wie in denen in Köln und Speyer, die wie das Ensemble des Hildesheimer Domes und der evangelischen St. Michaeliskirche zum Weltkulturerbe gehören. Dass Menschen über Jahrhunderte hinweg in ihnen gebetet haben, ist in manchen Kirchen spürbar - etwa beim Gang über ausgetretene Steinböden oder über knarzendes Holz

In Kirchen sind Kunstwerke zu bestaunen, die teils Weltruhm genießen. Das gilt nicht nur in Italien, mit der Kunst von Michelangelo, Giotto oder Piero della Francesca. Auch in Deutschland spiegeln Werke Glaubenszeugnisse aus vielen Jahrhunderten wider, vom Marienaltar von Tilman Riemenschneider (1460-1531) in Creglingen bis zu modernen Glasfenstern von Olafur Eliasson im Greifswalder Dom oder Gerhard Richter im Kölner Dom. Manche bergen Stoff für Diskussionen wie das Reformationsfenster von Markus Lüpertz in der Marktkirche in Hannover, das neben Martin Luther fünf dicke schwarze Fliegen zeigt.

(epd)

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