Waldrettung im Ehrenamt
"Das klingt simpel, ist es aber nicht"

Die Weißtanne muss es richten: Die Setzlinge gedeihen im Pflanzkamp im Gemeindewald im Hochtaunus. | Foto: epd-bild/Heike Lyding
  • Die Weißtanne muss es richten: Die Setzlinge gedeihen im Pflanzkamp im Gemeindewald im Hochtaunus.
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Im hessischen Neu-Anspach engagieren sich seit anderthalb Jahren rund 250 Ehrenamtliche im Verein «WaldLiebe». Sie experimentieren mit Baumarten, die dem Klimawandel trotzen. «Wer den Wald retten will, muss Bäume pflanzen», sagt Vereinsvorsitzender Bernd Reuter im Gespräch mit Dirk Baas.

Warum braucht der Forst den Einsatz von Ehrenamtlichen?
Bernd Reuter: Der Wald ist in einem sehr schlechten Zustand, da muss was gemacht werden. Die sonst Zuständigen, Stadt und Forstverwaltung, kriegen das nicht allein hin. Allein aus Personalmangel, wenn man sieht, wie viel Holz wegen der aktuellen Schäden aus dem Wald geholt werden muss. Das hat absoluten Vorrang. Erst dann stellt sich die Frage der Wiederaufforstung, und dafür braucht es Personal und Geld. Unser Verein sieht sich als Unterstützer der Kommune.

Wie gehen Sie das an?
Wir haben ein Plattform-Konzept entwickelt, das den Wald umfassend in den Mittelpunkt rückt. Ein Ziel ist, das Bewusstsein für die verschiedenen Funktionen des Waldes jenseits der Holzlieferung zu schärfen, für seinen Wert als Wasserspeicher, als CO₂-Speicher, als Filtermedium und nicht zuletzt als Naherholungsgebiet. Doch alleine mit Theorie kämen wir nicht weiter. Es geht auch ums Zupacken.
Das Interesse der Bürgerinnen und Bürger ist vorhanden, sie wollen sich einbringen, Ideen einspeisen und auch umsetzen, nicht nur bei Pflanz- oder Verbiss-Schutzaktionen, sondern auch etwa bei der Aktion Kunst im Wald. Die Leute sehen die gewaltigen Kahlflächen, nicht nur hier bei uns im Taunus. Aber selbst wenn sie den Handlungsbedarf erkennen, ist es ja bis zum aktiven Handeln oft noch ein weiter Weg.

Und hier setzt der Verein an …
Ja, viele Ehrenamtler engagieren sich schon. Es gibt außer uns auch in vielen anderen Gemeinden Gruppen, die etwa Pflanzaktionen machen oder die Förster unterstützen. Aber uns kommt es auf den Plattformcharakter an. Viele Leute haben Ideen, würden was machen, wissen aber nicht so recht, wie sie es angehen sollen. Sie können ja nicht einfach fünf Bäume kaufen und irgendwo eingraben. Da helfen wir weiter.

Die Pflanzaktionen sind also die zentrale Aufgabe?
Natürlich. Wer den Wald retten will, muss Bäume pflanzen. Das klingt simpel, ist es aber nicht.
Wieso?
Sie brauchen Personal, ausreichend Setzlinge und auch Know-how. An Helferinnen und Helfern fehlt es uns nicht, auch nicht an den Kenntnissen, wie und wo gepflanzt wird. Bei den Baumarten wird es aber schon schwieriger. Niemand kann heute mit Sicherheit sagen, welche Arten auch künftig dem Klimawandel trotzen werden. Deshalb haben wir einen Forstkamp angelegt. Diese Pflanzgärten gab es bis Ende der 70er-, Anfang der 80er-Jahre in jeder Försterei. Irgendwann wurde das aber unrentabel. Jetzt beleben wir diese Idee neu, um dort eigene Setzlinge vor Ort anzuziehen und zu schauen, wie sie mit dem Wetter und den lokalen Bodenverhältnissen zurechtkommen. Dann pflanzen wir sie raus und sichern so einen gesunden Mischwald. Der Pflanzgarten ist übrigens ein Novum in der Region.

Mit welchen Arten experimentieren Sie?
Wir haben eine Mischung aus Laub- und Nadelbäumen, von denen wir annehmen, dass sie gut mit dem künftigen Klima zurechtkommen. Douglasie, Schwarzkiefer, Küstentanne und Weißtanne sind darunter. Dann Stieleiche, Traubeneiche, Edel- und Esskastanie, Wildkirsche. Schwarznuss ist eine Besonderheit, die wächst sonst nur in wärmeren südhessischen Gegenden und am Rhein. Die sind ganz toll angegangen. Außerdem haben wir schon viele Erlen, Rotbuchen, Flatterulmen und Ahorn ausgepflanzt. Von den rund 30 000 Bäumen, die im Vorjahr im Neu-Anspacher Wald gepflanzt wurden, hat unser Verein gemeinsam mit Sponsoren rund 90 Prozent finanziert, dank Spenden von bislang über 200 000 Euro.

(epd)

Autor:

Online-Redaktion

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