Auschwitz
Ramelow gedenkt verfolgter Sinti und Roma

Foto: TSK/ Jacob Schröter

Zum Europäischen Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma fordern Angehörige der betroffenen Volksgruppen einen entschiedenen Kampf gegen Antiziganismus. Erstmals legt ein amtierender Bundesratspräsident am Gedenktag in Auschwitz einen Kranz nieder.

Auschwitz (epd) - Sinti und Roma aus ganz Europa haben im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau an die Ermordung von mehr als 500.000 Angehörigen ihrer Volksgruppen zur Zeit des Nationalsozialismus erinnert. Dabei legte erstmals ein amtierender Bundesratspräsident - Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow
(Linke) - am Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma einen Kranz nieder. «Wir sind heute hier, um dem Grauen ins Gesicht zu schauen und es dadurch sichtbar zu machen», sagte Ramelow in Auschwitz.

Sinti und Roma lebten seit mehr als 1.000 Jahren «unter uns und mit uns», sagte der Ministerpräsident. Er erinnerte zugleich daran, dass mit der Befreiung von 1945 die Diskriminierung der Sinti und Roma nicht vorüber gewesen sei. Diese «zweite Verfolgung», begangen oftmals von denselben Tätern aus der Zeit des Nationalsozialismus, müsse aufgearbeitet werden.

Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, sagte in Auschwitz, den wieder erstarkenden Antiziganismus zu ächten, müsse für alle Europäer gerade dort ein vorrangiges Ziel sein, wo der Opfer des Holocaust gedacht werde. Nicht nur die europäische Politik, sondern alle Menschen müssten sich der Diskriminierung entgegenstellen und das Verständnis von Gleichheit und Recht, das für alle Menschen gültig sein müsse, durchsetzen.

Zugleich erinnerte Rose an jene Sinti und Roma, die in der Ukraine für die Verteidigung ihrer Heimat und gegen die russische Invasion kämpften. Trotz allem würden Roma in der Ukraine weiterhin ausgegrenzt und diskriminiert. Mitunter würden sie beschuldigt, sich widerrechtlich Lebensmittel angeeignet zu haben. Dabei sei es auch zu Misshandlungen gekommen.

Der 1944 im Ghetto von Lublin geborene Sinto Christian Pfeil schilderte bei der Gedenkveranstaltung die Ängste seines Vaters, der nach 1945 in seine Heimatstadt Trier zurückgekehrt sei. Behördengänge habe dieser nie ohne seinen Krückstock erledigt. Er habe sich zur Not verteidigen können wollen gegen die Menschen, die ihn in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt hätten «und jetzt in den Ämtern saßen». Diese Menschen hätten über die Bewilligung seiner Anträge entschieden. Die heutige Jugend rief Pfeil dazu auf, sich stark zu machen für Demokratie und Antiziganismus, Antisemitismus und Rassismus. Dafür brauche es Mut.

Das Europäische Parlament erklärte 2015 den 2. August offiziell zum Europäischen Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma. In der Nacht vom 2. auf den 3. August 1944 trieb die SS in Auschwitz die letzten
4.300 Sinti und Roma, die bis zu diesem Tag im Vernichtungslager überlebt hatten, in die Gaskammern und tötete sie.

Autor:

Online-Redaktion

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