Gott im Spiel

Fankurve: Die Holy Bulls (Heilige Bullen, nach dem Maskottchen von RB Leipzig) haben sich die lateinischen Begriffe Gloria (Ehre), Fidelitas (Treue) und Gratia (Freundschaft) auf die Fahnen geschrieben. In der Red Bull Arena im B-Block stehen sie für die Ehre Gottes, die Treue zum Verein und die Freundschaft untereinander.  | Foto:  www.holybulls.de
  • Fankurve: Die Holy Bulls (Heilige Bullen, nach dem Maskottchen von RB Leipzig) haben sich die lateinischen Begriffe Gloria (Ehre), Fidelitas (Treue) und Gratia (Freundschaft) auf die Fahnen geschrieben. In der Red Bull Arena im B-Block stehen sie für die Ehre Gottes, die Treue zum Verein und die Freundschaft untereinander.
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Der heilige Fanblock: 13 christliche Fanclubs gibt es in der Bundesliga. Sie stehen für fairen und friedlichen Umgang miteinander, Menschlichkeit und Versöhnung.
Von Thorsten Keßler

Die Fan-Gemeinde, der Fußball-Gott und der Heilige Rasen. Es waren nicht nur die sprachlichen Gemeinsamkeiten, die ein Team um die Magdeburger Vikarin Malu Dieter im Frühjahr dazu bewogen haben, einen ökumenischen Fußballgottesdienst auf dem Sportplatz des VfB Ottersleben zu feiern. Es gibt noch viel mehr Parallelen zwischen dem Glauben, der Religion und dem Ballsport.
In der Magdeburger MDCC-Arena erklingt vor Heimspielen des 1. FC Magdeburg neuerdings das Original-Geläut des Magdeburger Domes. Der Zug der blau-weiß gekleideten FCM-Anhänger zum Stadion gleicht einer Wallfahrt, das Vorlesen der Mannschaftsaufstellung einem Wechselgesang, und die Liturgie während des Spiels obliegt dem Capo. Der Vorsänger auf dem Podest vor dem Fanblock sorgt mit der Auswahl und dem Anstimmen der Fangesänge nach mehr oder weniger festgelegten Ritualen für die einzigartige Stimmung im Magdeburger Stadion. »Man versammelt sich für etwas, an dem das Herz hängt«, sagt Vikarin Dieter aus dem Magdeburger Kirchspiel Altstadt-Martin. »Ob im Stadion oder in der Kirche, Menschen erleben Gemeinschaft.«
Das Motto des ökumenischen Magdeburger Fußballgottesdienstes lautete »Unser Glaube kennt keine Liga.« Ganz unabhängig von der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Spielklasse oder einer Konfession ist auch die Unterstützung des Leipziger Fußball-Fanclubs »Holy Bulls« für Bundesligist RB Leipzig. »Holy Bulls« – Heilige Bullen – in Anlehnung an das Vereinsemblem, in dem zwei rote Stiere einen Fußball auf ihre Hörner nehmen. Dass die Bullen auch als Logo eines Energy-Drinks
dienen, dürfte auch Nicht-Fußball-Fans bekannt sein und soll natürlich nicht verschwiegen werden.
Ein christlicher Fußball-Fanclub ausgerechnet in einer der entchristlichsten Regionen des Landes? Olaf Olschewski hat den Fanclub 2012 mitbegründet und gehört bis heute dem Vorstand an. »Kulturell spielen wir in Leipzig mit dem Gewandhaus oder den Thomanern Champions League, nur im Fußball hatte es bisher nicht funktioniert«, erzählt der Musikalienhändler. »Mit dem Erscheinen von RB auf der Bildfläche war uns relativ schnell klar: Das ist etwas Seriöses mit Potenzial.« Der Bibelvers »Suchet der Stadt Bestes« sei deshalb wie eine Art Auftrag zur Gründung der »Holy Bulls« gewesen.
Die rund 240 Mitglieder des Fanclubs sind keineswegs alle getauft. Das Verbindende sind aber christliche Werte. Auch Olaf Olschewski sieht die emotionalen Parallelen zwischen Glauben und Sport. Der christliche Ansatz sei wichtig und sichtbar, »aber wir tragen den Glauben nicht wie eine Monstranz vor uns her«. Trotzdem hängt die Zaunfahne mit dem Templerkreuz direkt hinter dem Tor im Block 28, wo die größte Fraktion des Fanclubs steht.
Die »Holy Bulls« sind einerseits Familien-Fanclub für Mitglieder jeglichen Alters vom Kleinkind bis zum Greis. Andererseits ist der Fanclub aber tief verwurzelt in der Fanarbeit. »Wir gehören zur Gründungs-DNA der organisierten Fanszene«, sagt Olschewski nicht ohne Stolz. »Wir haben den Aufbau von Strukturen begleitet und mitgetragen. Sowohl nach innen dem Verein gegenüber als auch nach außen gegenüber den Fans anderer Vereine.«
Innerhalb des Vereins genießen die christlichen Fans hohes Ansehen und Vertrauen. Deutliches Zeichen dafür: Die Stadionkapelle Gloria, die es seit Anfang des Jahres im Nordbereich der Red Bull Arena gibt. Ausgerechnet auch noch direkt neben dem Gästefanblock. Ein ehemaliger Funktionsraum, den zwar die Fanclub-Mitglieder in Eigenarbeit renoviert haben und auch betreiben, der aber nicht nur Anlaufstelle für Fanclub-Mitglieder ist. Anders als in den Stadien von Schalke 04, bei Hertha BSC Berlin oder Eintracht Frankfurt gibt es in Leipzig keinen Stadionpastor.
Die Einweihnung der Stadionkapelle Gloria ist zum Saison-Start am 10. August um 16 Uhr geplant. Mit dem großen städtischen Posaunenchor, so Olschewski. Er glaubt, dass großes Interesse und Neugierde innerhalb der Stadt bestehen. »Das muss man sich mal vorstellen. Ausgerechnet im ehemaligen Zentralstadion gibt es jetzt eine christliche Kapelle!«

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