Seelsorge
Für alle Lebenslagen

Foto: kna-bild/Harald Opitz

Die Seelsorge gehört zu den Kernaufgaben der Kirche. Seelsorger sind an das Beichtgeheimnis gebunden. Das garantiert Vertraulichkeit. Im Lockdown nimmt der Bedarf an diesem Angebot zu.

Von Willi Wild

Wo wird Gemeindeseelsorge verlässlich angeboten, und wo wird sie benötigt? Diesen Fragen will man in der EKM auf den Grund gehen. Die Landeskirche möchte sich bei sogenannten Visitationen (Besuche, Besichtigungen) in den Gemeinden einen Überblick über dieses zentrale Arbeitsfeld verschaffen.
Dafür stellt Landesbischof Friedrich Kramer Visitationsgruppen zusammen. Diese werden, wie in der Visitationsordnung der EKM vorgesehen, auf die Situation vor Ort sehen und Perspektiven diskutieren. Wie Kramer im Gespräch mit der Kirchenzeitung sagte , sollen die Seelsorge-Visitationen wissenschaftlich begleitet und ausgewertet werden.

Anne Puhr ist leidenschaftliche Seelsorgerin. Die Pfarrerin im Entsendungsdienst ist seit eineinhalb Jahren in Berga an der Elster im Kirchenkreis Greiz tätig. Sie versteht das Angebot der Seelsorge nicht auf das Gespräch im Gemeindebüro begrenzt. Für sie hat dieser Bereich viele Facetten. Eine Form nennt sie "walk’n’talk" (engl. für spazieren und reden). Ihr ist es wichtig, sich Zeit zu nehmen und vorrangig zuzuhören. Der Bedarf an Gesprächen sei im Lockdown nicht gestiegen, aber sie habe jetzt einfach mehr Zeit, da andere Gemeindeangebote derzeit wegfallen.

Pfarrerin Dorothee Herfurth-Rogge, die Leiterin der Telefonseelsorge in Halle, berichtet von einer Zunahme der Gespräche. Im ersten Lockdown hätten 30 Prozent mehr das Angebot genutzt. Auch jetzt liege man wieder deutlich über den normalen Werten. Die Pfarrerin ist Vorsitzende des EKM-Seelsorgebeirats, der vor vier Jahren den Antrag für die Gemeinde-Visitationen gestellt hat. Sie erhofft sich davon, dass Seelsorge nicht nur wahrgenommen, sondern auch der Bedarf ermittelt werden kann. Jesus fragte den blinden Bartimäus auch zuerst: "Was willst du, dass ich für dich tun soll?"

Dort, wo die Pfarrbereiche größer sind oder es Vakanzen zu überbrücken gilt, geht es nicht ohne Ehrenamtliche. Auch sie übernehmen seelsorgerliche Aufgaben. So wie Regina Englert. „Es wäre der falsche Weg, wenn man alles nur den Pfarrern aufbürdet. Überall vor Ort zu sein, das können sie gar nicht leisten“, sagt die 56-Jährige. In ihrem Heimatort in Elende im Kirchenkreis Südharz engagiert sie sich für die Rosenkirche St. Marien. In der ehemaligen Pilgerkirche zündet sie seit dem ersten Lockdown regelmäßig Kerzen an. „Die Menschen können mir ihre Anliegen schicken und ich bete für sie.“
Die Gemeindesekretärin im Pfarrbereich Niedergebra ist ohnehin oft die erste Ansprechpartnerin: „Wenn Trauerfeiern anstehen, treffe ich mich vorher mit der Familie, um die Kirche herzurichten. Da platzt dann oft der Knoten, und Gespräche entstehen, wo vorher nur Schweigen war.“

Als Pfarrerin und Seelsorgerin überlegt Caroline Simmering aus dem anhaltischen Kirchenkreis Zerbst, wie sie trotz des Abstandsgebots in Pandemiezeiten Menschen segnen und bei Bedarf trösten kann. „Ein großes Problem sind Trauerfeier und -begleitung, wenn maximal zehn Menschen in der Kirche oder Trauerhalle Abschied nehmen dürfen“, sagt sie. „Übrig bleibt das Ritual.“ Und das hat die Pfarrerin geändert: Statt einer Predigt von ihr sagt jeder der Trauergäste etwas über den Verstorbenen, die Pfarrerin segnet. Ihre Predigt gibt sie der Familie mit, damit sie zu Hause gelesen und weitergegeben werden kann.

Im Kirchenkreis Altenburger Land wird die Seelsorge zukünftig über eine Hotline organisiert. Ab März können alle Einwohner in der Zeit von 9 bis 16 Uhr die Seelsorger der Region erreichen, erklärt Superintendentin Kristin Jahn. Die Nummer steht auch auf der Internetseite des Landkreises. Neben der Möglichkeit der Einzelseelsorge können sich die Anrufer auch über die Bereitstellung von Einkaufshilfen erkundigen.

Am 26. Februar wird im Diakoniewerk in Halle um 18 Uhr zum Auftakt der Visitationen ein Gottesdienst gefeiert, den das Diakoniewerk auf der Internetseite überträgt. Die Kollekte am 21. Februar ist für die Krankenhaus- und Notfallseelsorge der EKM bestimmt.

diakoniewerk-halle.de

Autor:

Online-Redaktion

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