Kommentar
EKD-Initiative greift zu kurz

Foto: privat

Von Benjamin Lassiwe

Die EKD will ein eigenes Rettungsschiff ins Mittelmeer schicken. Das ist zunächst einmal eine richtige Initiative: Denn es darf nicht sein, dass Tag für Tag Menschen im Mittelmeer ertrinken. Wenn es keine staatliche Rettungsmission gibt, müssen eben zivilgesellschaftliche Organisationen einspringen.
Aber ist die Kirche dafür der richtige Akteur? Mit der Gründung des Trägervereins hat Heinrich Bedford-Strohm diese Frage zumindest etwas abgeräumt: Die Kirche wird nicht selbst Reeder. Deutschlands Protestanten sind weltweit vernetzt – und gerade in der Flüchtlingsarbeit hat sich die Zusammenarbeit der EKD mit lutherischen Christen in Italien oder Malta auch schon sehr bewährt.
Doch in erster Linie bleibt die Seenotrettung staatliche Aufgabe. Es braucht eine Nachfolgemission für die EU-Marinemission "Sophia". Und: Es müssen endlich die Ursachen bekämpft werden, die Menschen dazu bringen, den gefahrvollen Weg über das Mittelmeer anzutreten. Konkrete Maßnahmen sind gefordert, um die Lage in Libyen zu stabiliseren – eine UN-Blauhelmmission zum Beispiel. Nur ein direktes Eingreifen der weltweiten Staatengemeinschaft wird dazu führen, dass in dem nordafrikanischen Land keine Flüchtlinge mehr in Lagern festgehalten werden.
Genau wie man nur mit einem Einwanderungsgesetz und konkreten Resettlement-Programmen verhindern können wird, dass immer wieder Menschen auf Pickups durch die Sahara und mit Schlauchbooten auf dem Mittelmeer ihr Leben in Gefahr bringen. Denn dass Tag für Tag neue Flüchtlingsboote in Libyen in See stechen, wird kein Rettungsschiff verhindern können. Das geht nur, in dem man andere Wege nach Europa schafft.

Autor:

Online-Redaktion

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