Sollte die Union auf das "C" verzichten?
Das hohe C – Mehr als Ascorbinsäure

Foto: sock.adobe.com/Electric Egg

Der Fruchtsaft "hohes C" ist nicht nur der erste Orangensaft aus der Flasche, sondern eine der populärsten Marken in Europa. Der Buchstabe steht vermutlich weder für Musik noch für die Qualität, sondern für Ascorbinsäure, besser bekannt als Vitamin C.

Ein Zwischenruf von Willi Wild

Der Mainzer Historiker Andreas Rödder stellte jüngst ein anderes "C" in Frage. Die Christlich Demokratische Union, kurz CDU, sei zwar ein "eingeführter Markenname" und "ein festes Identitätsmerkmal", aber das "Christlich" im Namen der Partei signalisiere "Exklusivität" anstatt Integration, so CDU-Mitglied Rödder.
Bei den CDU/CSU-Wählern kann sich bereits jeder Fünfte vorstellen, auf den christlichen Bezug im Partei-namen zu verzichten (19 Prozent), ergab eine Umfrage von Insa-Consulere im Auftrag der Nachrichtenagentur Idea.

Nun, es muss keine Partei, die sich dem christlichen Menschenbild verpflichtet fühlt, dies auch im Namen tragen. Den Gründern der Union war es 1945 vermutlich wichtig, sich ausdrücklich so zu bezeichnen. Auch um damit konfessionelle Gegensätze zu überwinden und die Nähe zur christlichen Soziallehre zu verdeutlichen.
Der scheidende Landesvorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises der CDU (EAK) in Sachsen-Anhalt, Jürgen Scharf, verweist darauf, dass der interreligiöse Dialog im Landesparteiprogramm festgeschrieben sei.

Sein Nachfolger, MdL Stephen Gerhard Stehli, sieht die Debatte von außen in die Partei getragen. Gerade die Zustimmung zu einer christlichen Partei im stark entkirchlichten Sachsen-Anhalt spreche gegen die Annahme der Ausgrenzung oder Barriere für Nichtchristen, so Stehli am Wochenende in Magdeburg.

Lars Rohwer, EAK-Vorsitzender in Sachen, verweist indessen auf das christliche Menschenbild. Es sei die "Grundlage unseres politischen Handelns in der CDU". Vielleicht sei nicht jedem das Christliche im Alltag bewusst, räumt Rohwer ein. "Aber die Grundwerte wie Nächstenliebe und Barmherzigkeit begleiten uns ständig." Seiner Ansicht nach könne sich die CDU der "generellen gesellschaftlichen Entwicklung natürlich nicht ganz entziehen". Er wünsche sich daher "einen neuen Aufbruch im Glauben", erklärt der Dresdner. "Unser Land braucht Engagement und mehr Gemeinsinn."

Für Thüringens EAK-Vorsitzenden Jens Göbel ist das "C" eine Mahnung an die Partei "für eine verantwortliche Politik und eine humane Gesellschaft". Für Christen wurzele eine Grundvoraussetzung der Demokratie, die unantastbare Würde jedes einzelnen Menschen, in dessen Gottebenbildlichkeit, so Goebel.  "Daraus erwächst für jeden Christen die Verpflichtung unser demokratisches Gemeinwesen mitzugestalten." Diese Grundüberlegung habe bei der Parteigründung Pate gestanden.  Allerdings, so Goebel weiter, seien die Mütter und Väter des Grundgesetzes viel stärker persönlich durch den christlichen Glauben geprägt gewesen. Auch wenn das heute anders sei, stünden die Grundwerte der Verfassung, die auf einer christlich-abendländischen Tradition fußen, für die Mehrheit ausdrücklich nicht zur Disposition. Seiner Ansicht nach gebe es keinen Grund auf das „C“ im Namen zu verzichten, meint Goebel.

Ähnlich drückt es Reinhard Bingener in der FAZ aus, in dem er schrieb, dass das "C" die Union zähme: "Von der Europapolitik über die Sozialpolitik bis zur Flüchtlingspolitik macht das C einen konkreten Unterschied. Ohne C wäre die CDU eine andere Partei".

Ebenso wenig wie Granini-Eckes die etablierte Marke "hohes C" abschafft, wird die CDU das "C" aus ihrem Namen verbannen. Eine Diskussion über die Bedeutung und das Profil der C-Parteien schadet indes nicht.

Autor:

Willi Wild

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