Heilandskirche in Potsdam-Sarcow
Bestürzung über Schmierereien

Foto: epd-bild / Rolf Zöllner
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Einst von der DDR-Grenze abgeriegelt und entstellt, inzwischen Unesco-Weltkulturerbe: 1844 wurde die Sacrower Heilandskirche an der Havel vor den Toren Potsdams eingeweiht. Nun wurde das Denkmal durch großflächige Schmierereien beschädigt.

Die Sacrower Heilandskirche im Potsdamer Unesco-Weltkulturerbe ist durch umfangreiche Schmierereien beschädigt worden. Politik und evangelische Kirche reagierten bestürzt und empört auf die am Pfingstmontag entdeckten Schäden an dem von dem preußischen Baumeister Ludwig Persius (1803-1845) gestalteten Denkmal. „Die Schmierereien auf der Sacrower Heilandskirche machen mich fassungslos und wütend“, sagte Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD).

„Wer sich am Eigentum anderer vergreift, handelt respektlos und kriminell“, sagte die Superintendentin des evangelischen Kirchenkreises Potsdam, Angelika Zädow, dem epd am Mittwoch. Ersten Schätzungen zufolge belaufe sich der Schaden auf mehrere zehntausend Euro.

Die Ermittlungen hat nach Polizeiangaben der Staatsschutz übernommen. „Unter den Graffitis waren unter anderem Symbole, die auf einen möglichen politischen Hintergrund hindeuten“, sagte eine Sprecherin der brandenburgischen Polizeidirektion West dem epd. Die Parolen richten sich unter anderem gegen Religion, Staat und Patriarchat.

„Für seine politischen Überzeugungen darf und sollte man eintreten, mit guten Argumenten in öffentlichen Debatten oder in sozialen Medien“, betonte Ministerin Schüle. Pöbeleien hätten jedoch an historischen Kirchenmauern und auch anderen Gebäuden nichts verloren. „Das ist nicht nur Vandalismus an einem Denkmal, sondern auch die Schändung einer Kirche mit der Verächtlichmachung dessen, was anderen lieb, teuer, wertvoll und heilig ist“, sagte Schüle: „Das Unesco-Weltkulturerbe gehört uns allen, die Religionsfreiheit ist Teil unserer DNA, gerade in Brandenburg. Beides sollten wir auch so behandeln: mit Respekt.“

Die Kirchengemeinde habe Anzeige erstattet, sagte Zädow. Sie wolle sich am Donnerstag selbst vor Ort ein Bild von den Schäden machen. Am kommenden Wochenende sei in der Heilandskirche eine Trauerfeier geplant, auch Taufen und Trauungen stünden an. Die Menschen würden dabei nun mit den Schmierereien konfrontiert, betonte die Theologin: „Gerade, wenn Menschen in ihrer Trauer oder in ihrer Freude mit solchen Schmierereien belästigt werden, finde ich das bodenlos.“

Die Sacrower Heilandskirche an der Havel wurde von Ludwig Persius nach Skizzen von König Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) im italienischen Stil gestaltet und 1844 eingeweiht. Der Sakralbau ähnelt einem antiken Schiff, das am Flussufer vor Anker liegt. Nach dem Bau der Berliner Mauer 1961 stand die Kirche im Niemandsland der DDR-Grenzanlagen zu West-Berlin. 1961 wurde in der evangelischen Kirche der letzte Weihnachtsgottesdienst nach dem Mauerbau gefeiert. Der nächste war erst 1989 nach Öffnung der Grenze wieder möglich. Seit 1992 gehört das Denkmal mit seinem frei stehenden Glockenturm zum Potsdamer Unesco-Weltkulturerbe.

Autor:

Online-Redaktion

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