Religionssoziologe Pollack
Kirchliches Handeln kann Mitglieder nicht binden

Abend der Begegnung beim Evangelischen Kirchentag in Hannover | Foto: epd-bild/Paul-Philipp Braun
  • Abend der Begegnung beim Evangelischen Kirchentag in Hannover
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München (epd). Aus Sicht des Religionssoziologen Detlef Pollack haben die Kirchen dem Mitgliederrückgang nur wenig entgegenzusetzen. «Funktionierende, lebendige Gemeinden können lokal den Entkirchlichungsprozess verlangsamen», sagte Pollack. Insgesamt habe das kirchliche Handeln jedoch nur einen sehr begrenzten Einfluss auf das Sinken der Kirchenbindung.

Pollack rät davon ab, wieder stärker auf traditionelles kirchliches Leben aus früheren Zeiten wie zum Beispiel die tridentinische Messe mit einer Liturgie hauptsächlich auf Latein zu setzen. «Für die Mehrheit wäre das eher abstoßend. Wir haben gesamtgesellschaftlich eine Tendenz zu liberalen, postmaterialistischen Werten, zu Selbstbestimmung, zur Gleichberechtigung der Geschlechter, zu Akzeptanz von Homosexualität», sagte der Universitätsprofessor: «Wenn die Kirche nicht mit der Zeit geht, würde sie noch mehr Menschen verlieren und nur wenige gewinnen.»

Seit ungefähr 20 Jahren umfasse die Entkirchlichung alle Teile der Gesellschaft. «Davor waren es vor allem die Gebildeten und Wohlhabenden, die Städter, die Männer, die dem Glauben und der Kirche den Rücken zugekehrt haben», sagte Pollack.

Die Tendenz zur Entkirchlichung setze sich fort. Zuerst nehme die Bedeutung der religiösen Praktiken ab, die Zeit und Kraft kosten, also Gebet und Kirchgang. «Dann folgen die Kirchenmitgliedschaft und der Glaube», sagte der Religionssoziologe.

Aus Sicht Pollacks würde etwas fehlen, wenn es Kirche und Glaube nicht mehr gäbe. «Wir sehen es im Osten Deutschlands, wo sich in weiten Teilen eine Mentalität der Selbstbehauptung und des Sich-Beschwerens durchgesetzt hat - eine wirklich unchristliche Form der Undankbarkeit», sagte der Wissenschaftler. Er könne im Bedeutungsrückgang des Christentums nicht viel Gutes erkennen.

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